Exakt vierzig Jahre sind seit dem dritten und bisher letzten Meistertitel des EHC Biel vergangen. Es fühlt sich an wie aus einem anderen Leben – und ist doch so nah. Jetzt, da sich unsere Nachfolger erstmals für den Play-off-Final qualifiziert haben, werden die Erinnerungen wieder präsenter. In Biel gab es in den 1970er Jahren eine aussergewöhnliche Konstellation. Dank der finanziellen Basis von Verleger Willy Gassmann gehörten wir seit dem Aufstieg des Klubs in die Nationalliga A 1975 immer zu den Favoriten. Ich stiess 1976 von Forward Morges zum Team – zuerst probehalber, weil ich noch die RS absolvieren musste. Danach fix.

Es sollte eine dauerhafte Verbindung werden – und eine sehr erfolgreiche. 1978 und 1981 holten wir jeweils den Titel. 1982 aber drohte die Höchststrafe. Nur dank einem Erfolg im Entscheidungsspiel gegen den SC Bern entgingen wir der Relegationsrunde.

Also gaben wir im nächsten Jahr nochmals richtig Gas. Gassmann verstärkte das Team mit Daniel Poulin, Bernhard Wist, Willy Kohler und Fredy Lüthi. Neben dem schussgewaltigen kanadischen Verteidiger Poulin war der technisch starke Stürmer Richmond Gosselin der zweite Ausländer. Zwei Ausländer – damit war das Kontingent schon erfüllt. Heute spielen sechs Söldner pro Team. Das erhöht die Attraktivität des Spiels. Doch für den Schweizer Nachwuchs ist es keine gute Entwicklung. In entscheidenden Phasen kann es vorkommen, dass kein einziger Schweizer auf dem Eis steht.

Ein Triumph des EHC Biel wäre schon rein dramaturgisch perfekt – vierzig Jahre nach unserem Erfolg.

Vor vierzig Jahren bildeten in Biel unsere Schweizer Nationalspieler den Stamm: Köbi Kölliker, Marcel Niederer, Urs Bärtschi, Noldi Lörtscher, Fredy Lüthi, Willy Kohler und meine Wenigkeit. In der letzten Meistersaison spielte ich alle 38 Partien. Dass wir damals den Titel gewannen, kam für Medien und Gegner eher überraschend. Trainer Kent Ruhnke, der später auch mit den ZSC Lions und dem SC Bern die Meisterschaft gewann, sagte uns aber schon früh in der Saison: «Wir hatten eine gute Vorbereitung. Ich bin zuversichtlich, dass wir vorne ein Wörtchen mitreden können.»

So war es dann auch. Zusammen mit Davos, Arosa und Fribourg setzten wir uns bald ab. Nach 28 Runden ging es in die Finalrunde. Dort wuchsen wir über uns hinaus. Die vier ersten Partien gewannen wir alle 6:3. Nach dem neunten Sieg in Serie war es dann so weit: Am 19. Februar 1983 entthronten wir Titelverteidiger Arosa mit einem 5:2 im Bündnerland. «Das ist mein grösster Erfolg, noch schöner als der Aufstieg mit dem ZSC», sagte Ruhnke.

Zehn Tage später die Pokalübergabe an Captain Urs Bärtschi. 8500 Zuschauer feierten im Eisstadion, nachdem wir mit einem 9:6 gegen Davos noch einmal Spektakel geboten hatte. Danach ging es fastnächtlich ins «Elite». Hatte uns Willy Gassmann nach den ersten beiden Meistertiteln jeweils zu einer Amerika-Reise eingeladen, sagte er nun: «Diesmal holen wir Übersee nach Biel.» Gassmann liess Tänzer aus seiner zweiten Heimat Polynesien einfliegen. Es wurde eine lange und aufregende Nacht.

Die Zeiten waren andere. Ich arbeitete zu Beginn meiner Karriere als Bauspengler und Sanitärinstallateur. Der Arbeitgeber drückte schon mal ein Auge zu. Aber selbst wenn wir nach einem Spiel im Tessin erst um drei Uhr morgens nach Hause gekommen waren, stand ich um neun Uhr im Geschäft. Von einem echten Profibetrieb konnte man erst gegen Ende meiner Karriere sprechen. So oder so fühlte ich mich in Biel immer sehr wohl. Nur einmal – als Köbi Kölliker in Ambri spielte – liebäugelte ich mit einem Wechsel. Doch weil meine Familie in Biel bleiben wollte, verlängerte ich den Vertrag.

Im vergangenen Dezember traf sich die letzte Meistermannschaft in der Tissot Arena und versammelte sich danach auf der Place Publique. Es war ein emotionales Wiedersehen. Inzwischen sind die meisten von uns im Pensionsalter – so auch Richmond Gosselin, der mit seiner Familie extra aus Kanada einflog. Daniel Poulin, der sieben Saisons in Biel absolvierte, ist 2015 nach langer Krankheit verstorben, und Pierre-Alain Flotiront überwintert inzwischen auf Gran Canaria.

Ich bin in Biel hängengeblieben. Heute lebe ich in Péry, unweit der Stadt. Wenn ab Freitag der Play-off-Final gegen Genf/Servette gespielt wird, bin ich an den Heimspielen dabei. Schon rein dramaturgisch wäre ein Triumph des EHC Biel die perfekte Geschichte – vierzig Jahre nachdem wir den Meisterpokal das letzte Mal ins Seeland geholt haben.

Olivier Anken war der überragende Schweizer Eishockey-Torhüter der 1980er Jahre. Dreimal gewann er mit dem EHC Biel den Meistertitel, 153-mal trug er das Trikot der Nationalmannschaft und nahm an vier Weltmeisterschaften sowie an den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary teil.