Die Mutter aller TV-Verabschiedungen geht auf August 2006 in der ARD zurück. Nachrichten-Monument Ulrich Wickert wünschte den Zuschauern zum letzten Mal «einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht» – nach fünfzehn Jahren und 2500 Sendungen.

Alle Redaktionsmitglieder waren präsent. Das Studio verwandelte sich in ein Blumenmeer. Und der damalige Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier sagte in rührigen Worten: «Ich will Ihnen stellvertretend für viele Dank sagen für fünfzehn Jahre ‹Tagesthemen› und Ihre hervorragende journalistische Arbeit.»

Ganz so gross war der Bahnhof am Donnerstag-Abend am Leutschenbach nicht. Als Franz Fischlin die letzte seiner 1700 «Tagesschau»-Sendungen abmoderierte, standen seine Kolleginnen Andrea Vetsch und Cornelia Boesch brav mit Blumen zur Stelle.

Es war ein berührender Moment – allerdings hart an der Grenze zur Peinlichkeit. Fischlin, der zuvor sein Tagewerk jeweils mit exemplarischer Nüchternheit und stoischer Ruhe verrichtet hatte, kämpfte mit den Tränen und hatte plötzlich keinen Teleprompter mehr vor Augen, der ihm die emotionslose Formulierung einblendete: «Das isch es gsi vo mir. Es würd mi freue, we mir üs wiedergseh. Nid hiä, aber vilech irgendwo da usse, usserhaub vom Studio, im richtige Läbe sozäge.»

Mit Fischlin geht ein Aushängeschild der wichtigsten Schweizer Sendung. Dass seine Kritiker das Wort «Fischlinisierung» für die Kultivierung der Langeweile erfanden, muss ihn nicht stören.

Und für das Publikum gibt’s ebenfalls eine gute Nachricht. Die «Tagesschau» wird auch ohne den Berner weiterexistieren.