2019 verliess der deutsche Grünen-Politiker Robert Habeck die Plattform Twitter. Ihm gefiel die Diskussionskultur dort nicht. Vielleicht machte es ihm zu schaffen, dass er dort nicht einfach nur bejubelt, sondern auch kritisch hinterfragt wurde.

Dabei war Twitter damals noch ein politisch korrektes Portal. Wie die «Twitter-Files» belegen, befolgten die Betreiber jede Auflage staatlicher Behörden und sperrten Leute aus, die regierungskritisch waren.

2022 kaufte der Unternehmer Elon Musk Twitter und machte X daraus. Seine erste Amtshandlung: Er liess alles frei laufen, was früher von Zensoren unterbunden wurde. Mit der Folge, dass sich reihenweise wichtige Werbekunden und publikumsstarke Absender verabschiedeten, weil sie Mühe mit Meinungsfreiheit hatten.

Robert Habeck, inzwischen zum deutschen Wirtschaftsminister und Vizekanzler aufgestiegen, verfolgt einen antizyklischen Weg. Er liess sich ausgerechnet am Tag der Beerdigung der Ampelregierung neu registrieren bei Musks X.

Seine Begründung: Er wolle «Orte wie diesen» nicht den «Schreihälsen und Populisten überlassen». So leicht mache er es sich nicht.

Vielleicht ist die Erklärung profaner. Gerade rund um die Wahlen in den USA wurde deutlich, dass X nach wie vor die stärkste Plattform zur Verbreitung von Informationen und Meinungen in Echtzeit ist.

Habeck ist seit Donnerstag ein Regierungsmitglied mit Ablaufdatum und will die nächsten Wahlen – die voraussichtlich früher stattfinden als geplant – als Kanzlerkandidat der Grünen bestreiten.

Da braucht er natürlich einen Multiplikator für seine Botschaften. Und dafür ist Elon Musk doch wieder gut genug.