Die NZZ sprach in einem Kommentar von einem politisch aufgebauschten Streit. Und das war es letztlich auch. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi hat in einem Votum die Justizministerin Karin Keller-Sutter gestützt auf einen aktuellen Fall darauf aufmerksam gemacht, man solle bei den Flüchtlingen aus der Ukraine doch bitte genauer hinschauen. Die Bundesrätin gab dazu auch unaufgeregt eine Antwort. Sie wusste ganz genau, worauf sich der Zuger SVP-Politiker bei seiner Vergewaltigungs-Aussage bezog.

Doch dann begann die Berufsjugendliche Aline Trede, Fraktionschefin der Grünen, die Geschichte zu skandalisieren. Sie boykottierte die «Arena», weil sie mit Aeschi nicht diskutieren wollte. Nationalratspräsidentin Irène Kälin geriet wohl parteiintern unter Druck, weil sie Aeschi während seines Auftrittes nicht zur Räson gebracht hatte.

Anders ist ihr Antritt ein paar Tage nach dem Vorfall nicht zu erklären. Zuerst entschuldigte sie sich, dass sie beim Votum Aeschis abgelenkt gewesen sei. Tatsächlich hatte sie auf ihrem Handy herumgetöggelt, wie man auf dem Video der Ratsdebatte erkennen kann. Dann forderte sie auch noch, dass Parlamentarier für Aussagen, die sie in einer Ratsdebatte machen, künftig allenfalls mit einer Strafverfolgung rechnen müssen.

Ein derart unbedarfter Vorschlag kann nur von einer Grünen kommen, die ihren Aufenthalt im Bundesparlament als Wohlfühlprogramm begreift. Im Bundesparlament soll gekämpft werden, manchmal halt mit harten Bandagen. Dass in der Hitze des Gefechtes einer oder eine manchmal über die Stränge schlägt, auch das gehört dazu.

Zudem sind die Grünen nicht gerade leuchtende Beispiele der parlamentarischen Tugendhaftigkeit. War es nicht ein Vertreter dieser Partei, der vor Jahren mit dem Vertreter einer Terrororganisation ins Bundeshaus kam?

Nicht aufpassen während der Debatte, aber dann gegen den politischen Gegner nachtreten, um das eigene Unvermögen zu kaschieren, das ist schlechter Stil, Frau Kälin.