Natürlich waren es die Russen, die die Pipelines sprengten. So weit der westliche Reflex. Er ist übrigens nach dem russischen Mediziner Iwan Pawlow benannt.

Doch mittlerweile will man erst einmal Untersuchungen abwarten, bevor man Schuldige benennt.

Gehen wir also kriminalistisch vor und stellen Ermittlungsfragen: Wer hatte die Möglichkeit zur Tat?

Nur grössere Staaten mit Sonderkommandos wie die Navy Seals der USA oder eine Speznas-Marineeinheit im russischen Kaliningrad.

Wer hatte die Gelegenheit?

Streng genommen eher Ostsee-Anrainer. Oder die USA, die zur Tatzeit einen Flottenverband in der Region hatten.

War es eine spontane Tat?

Kaum. Experten rechnen mit mehreren Wochen Vorbereitung. Der Entschluss muss sogar schon vor Monaten gefallen sein. Aber damals hoffte man im Kreml noch auf einen raschen Sieg und ein baldiges Ende der Sanktionen.

Die USA warnten Berlin angeblich schon vor Monaten vor einem Anschlag. Hatten sie einen Verdächtigen? Warum nennen sie ihn nicht? Oder, zynisch gefragt, warnten sie Deutschland, auf harter Linie zu bleiben, weil sie sonst selbst zuschlagen könnten?

Das bringt uns zum Motiv.

Russland, heisst es, wollte dem Westen so mit weiteren Anschlägen auf Infrastruktur-Einrichtungen drohen. Heute Nord Stream, morgen eure Pipelines.

Dazu zerstört man ein eigenes Prestige-Objekt? Anders gesagt: Ich schneide mir erst mein Bein ab, bevor ich auf den Gegner losgehe?

Die USA hingegen haben seit Jahren ihre Gegnerschaft zu Nord Stream 2 klargemacht. Denn es war stets mehr als eine Pipeline, es war ein geostrategisches Projekt, das Europa und Russland eng verbunden hätte.

Wichtig: Wie schwer sind die Schäden? Reparabel? Oder ist die Pipeline auf Jahre oder gar auf Dauer ausser Betrieb? Dann fiele der Verdacht abermals auf Washington, denn in Russland und Europa muss man damit rechnen, irgendwann wieder normale Handelsbeziehungen herzustellen.

Die wachsenden Proteste in Europa gegen den Energienotstand sind ein zusätzliches Motiv. Immerhin kann nun kein Demonstrant mehr die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 fordern.

Es gibt also zwei Hauptverdächtige und viele Indizien, die in eine Richtung weisen. Doch die taugen wenig ohne Beweise. Ob es die jemals geben wird, ist zweifelhaft.

Die 3 Top-Kommentare zu "Wer steckt hinter dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines? Alle Indizien deuten auf die USA"
  • cah

    Auch sehr "witzig": Die oberste Ikone der europäischen Unbestechlichkeit, U. von der Leyen, keilt seit Jahren gegen die verhasste NS2. Und, Potzblitz, jetzt weiß sie aus dem Stand heraus, dass die bösen Russen die bösen Röhren gesprengt haben - also muss es auch noch drakonischere Sanktionen gegen die bösen Russen geben!? Wie krank geht's denn noch? Wer genau macht den gerade die europäische Wirtschaft zum Krüppel? ETWA DIE RUSSEN? Leute, wer solche eine EU-Präse hat, braucht keine Feinde mehr.

  • johannes b.

    Die Russen und ehrlich gesagt auch die Deutschen haben schon auf eine Normalisierung nach Beilegung des Konfliktes gehofft. Diese Mögkichkeit ist nun vertan. Es gibt nur einen, der daran Interesse haben könnte.

  • anton adler

    NS1/2 DAS waren das Faustpfand der Russen, mit dem sie im Falle von Verhandlungen, die Europäer mit günstigem Gas hätten locken können. So eine Trumpfkarte gibt man niemals aus der Hand! Diese wurde den Russen aus der Hand "gesprengt" von Kräften, die an der Schwächung Russlands und Europas interessiert sind, aus ökonomischen und strategischen Gründen. Europa wollte Handel mit Russland treiben, die USA hatten das immer hintertrieben (George Friedman). Die NS-Sprengung wäre der Schlussakkord.