Nachdem sich der Blick erklärte («Blick-Gruppe arbeitet unabhängig»), zieht nun der Tagesanzeiger nach. Titel: «Was uns vom Blick unterscheidet».

Der Text handelt von den Corona-Leaks, dem Informationsfluss aus Bersets Innendepartement an die Ringier-Medien. Oder generell an die Medien.

Denn der Tages-Anzeiger gesteht: «Es trifft zu», wie der Blick haben auch die Tamedia-Zeitungen «oft vorzeitig Bescheid» gewusst. Nur sei der Fall Ringier «anders gelagert».

Zwar sei «in seltenen Fällen» dennoch etwas an die Öffentlichkeit durchgesickert. «Im Fall der Corona-Massnahmen haben nun sehr viele Medien jeweils versucht, die Stossrichtung der Pläne im Vorfeld zu ermitteln – auch die Tamedia-Zeitungen. Manchmal, längst nicht immer, hatten wir Erfolg.»

Grund war «das enorme Interesse unserer Leserschaft». Und: der «Informationsauftrag», wie ihn die Zeitung versteht.

Tages-Anzeiger: «Gerade eine Extremsituation, in der die Freiheit des Einzelnen stark beschnitten wird, verlangt nach ‹lästigen› Medien: Es kann nicht ihre Aufgabe sein, die Regierenden möglichst ungestört schalten, walten und nach eigenem Gutdünken kommunizieren zu lassen.»

Dieses Argument könne der Blick ebenfalls für sich geltend machen.

Aber: Dass CEO Marc Walder von Bersets Umfeld «systematisch und kontinuierlich mit Interna dokumentiert» wurde, sei problematisch – «weil es den Anschein einer einseitigen Abhängigkeit erweckt». Laut Tages-Anzeiger lässt sich der Verdacht, dass Walder sein Insiderwissen an die Redaktion weitergegeben habe, «kaum mehr aus der Welt schaffen».

Tages-Anzeiger: «Über einen privilegierten Informationskanal zu Bersets Departement haben die Tamedia-Zeitungen nicht verfügt. Unsere Artikel basierten auf einer Vielzahl verschiedener Quellen. Das ist eben darum wichtig, weil wir uns auf diese Weise nicht in Abhängigkeiten begeben haben. Und unabhängige Medien sind für die Demokratie zentral – in einer Krise wie Corona erst recht.»