Die Fahrt in ein Bündner Südtal zeigt einem auf kleinstem Raum alle Arten des europäischen «Klimas».
Auf der Alpennordseite wähnt man sich fast noch in Schweden, der Julierpass führt ins lichtdurchflutete Oberengadin. Und wenn einmal der Bernina passiert ist und man ins Puschlav gelangt, spürt man schon das Veltlin. Und gleichzeitig fährt man durch drei Sprachregionen.
So traf ich die «Amici di Poschiavo» und lernte auch eine tüchtige Frau mit Namen Gabriela Menghini-Inauen kennen, perfekt zweisprachig und Präsidentin des Gemeindeparlamentes. Die Riskmanagerin im Energiebereich ist auch Grossrätin und kandidiert für den Nationalrat. Es war spannend, mit ihr die von der Natur geschenkten Freuden zu erleben, leider aber auch von den von der Politik gemachten Nöten dieser kleinen, aber kostbaren Randregion zu hören.
Hier ein Beispiel: Die steilen Bäche bringen dem wunderbaren Lago die Poschiavo nicht nur das Wasser, sondern auch Sand. Dieser Sand wurde bis vor kurzem gewonnen und zum Bauen im Tal genutzt, bis aus dem fernen Bern – gestützt auf ein dort fabriziertes Gesetz – diese Sandgewinnung untersagt wurde.
Der Sand muss jetzt importiert oder durch mechanische Zerkleinerung von festen Gesteinsmassen hergestellt werden.
Letztes Jahr wurden so 350 Lastwagenladungen Sand über den Bernina nach Poschiavo gekarrt. Weil der Sand aber im See liegen bleibt, muss dieser in einigen Jahren ausgebaggert werden. Das alles ist teuer, was dann die Gemeinde bezahlen müsste. Wohin dann aber mit dem Sand?
Typische Folgen des Zentralismus, wo in weiter Ferne entschieden wird und man die Probleme nicht kennen kann oder nicht kennen will. Darum ist dem Föderalismus der Vorzug zu geben. Er liesse den Menschen in Poschiavo die Freiheit, über ihren Sand selber zu bestimmen.
Die Natur gibt vor: sie schaut und sorgt im kleinen Kreis gut für "ihre" Lebewesen. Wie wäre es, sich wieder die Zeit zu nehmen, der Natur ab-zu-schauen und von ihr zu lernen. Es braucht Demut und Dankbarkeit, ohne Klugscheisserei. Hochschulstudium in allen Ehren, ist nicht immer ein Garant für Klugheit. So auch in der Politik, die Menschen einer Region, deren Flora und Fauna, deren Geschichte, Sprache und Bevölkerungsdichte, wird das "berücksichtigt" ist es für Natur und Mensch ein Segen.
Faszinierend, vermutlich müsste man das Bundeshaus einfach auf den Herrliberg verlegen, von welchem man gemäss Dr. Blocher bei klarer Sicht zumindest 18 Untertanengebiete sprich Kantone im Blickfeld habe und sie damit nicht mehr so dermassen in weiter Ferne sind. Sehen und spüren!
In Bern entscheiden Lobbyisten, wie die Gesetze zu lauten haben. Vielleicht kann der Christoph mal bei der Implenia & Co Baulobby nachfragen, warum sie so einen Käse gemacht haben?