Der öffentlich-rechtliche Westdeutsche Rundfunk hatte diese Woche mal wieder eine Exklusivmeldung für seine Hörer, Zuschauer und Leser parat. Sie lautet: Bis Anfang dieses Jahres hatte keine einzige deutsche Staatsanwaltschaft eines der 27 katholischen Bistümer durchsucht, obwohl doch der Verdacht besteht, dass Geistliche der Kirche sich an Kindern vergangen haben.

Es habe keinen Anlass gegeben zu vermuten, dass die Kirche etwas verheimlichen würde, lautet die Begründung der Ermittler. Anfang dieses Jahres dann gab es eine erste Durchsuchung im Bistum München. Gefunden wurde: nichts. Die Durchsuchung blieb folgenlos. Der WDR titelt daraufhin: «Staatsanwälte mit Samthandschuhen: Wurde die Kirche beim Missbrauch geschont?» Die Meldung ging durch die Republik.

Was die Nachricht tatsächlich offenbart, ist nicht die Untätigkeit der Justiz, sondern der gnadenlos-selbstgerechte, einseitige Blickwinkel einer mit Gebührengeld geölten Medienmaschine auf die katholische Kirche. Sie ist nun seit bald einer Generation in einigen Regionen der Erde in abscheuliche Missbrauchsfälle verstrickt. Und auch wenn sie für kirchliche Zeithorizonte atemberaubend schnell aufklärt, erscheint das aus menschlicher Perspektive bedrückend langsam. Aber sie ist noch immer die erfolgreichste und langlebigste Organisation dieses Planeten, die Antworten auf die menschlichste aller Fragen gibt: Wozu lebe ich? Es wird deswegen Zeit, diese Kirche zu verteidigen.

Die richtige Sicht ist also: Wenn eine unabhängige Justiz in Deutschland von Durchsuchungen absieht, weil sie keine Verdunklungsgefahr erkennt und auch feststellt, dass die mutmasslichen Täter entweder bereits gestorben – und vielleicht nicht im Himmel – sind oder die Tat nach Recht und Gesetz verjährt ist, dann spricht das nicht gegen die Ermittler, sondern für die Angeklagte.

Ihre Vergehen sind juristisch kaum noch dingfest zu machen. Damit hat die katholische Kirche keine weisse Weste, aber sie ist erfolgreich dabei, sie reinzuwaschen. Gnade hat sie auf jeden Fall verdient.