Das Ritual ist wieder über die Bühne gegangen: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, kurz «die Wirtschaftsweisen», hat gesprochen, Regierungsentscheidungen, oder vielmehr das, was nicht entschieden wird, mit gesetzten Worten kritisiert – und das war’s. Das 160-Seiten-Gutachten des staatlich bezahlten Gremiums wird in den Schubladen der Ministerien verschwinden.

So läuft es seit mehr als sechzig Jahren, seit der Rat per Gesetz gegründet wurde. Politiker schauen inzwischen ernst, wenn sie das Gutachten in Empfang nehmen, das Publikum gähnt, und die Wirtschaft geht weiter den Bach runter.

Deutschland leistet sich neben diesem Sachverständigenrat sechs Wirtschaftsforschungsinstitute, die regelmässig das beurteilen, was die Politik gerade entscheidet. Darüber hinaus hat jede Partei eine eigene Stiftung mit eigenen Ökonomen, die auch nicht sparsam sind mit Hinweisen, wie es besser laufen könnte.

Dem geballten Sachverstand allerdings gelingt es nicht, diese Ampelregierung auf den richtigen Weg zu schubsen. Eine beratungsresistente und zerstrittene Regierung trifft auf zahme Ökonomen. Damit muss Schluss sein, Deutschland braucht einen Aufstand der Experten.

Was alle diese Wirtschaftsweisen eigentlich testieren müssten, lautet so: Das Rentensystem bricht innerhalb der nächsten fünf Jahre zusammen, Arbeitskräfte sind Mangelware, die staatliche Bürokratie erstickt jede unternehmerische Initiative, die Industrie wandert ab – ihr Regierenden, ihr habt eure Chance verspielt.