Die Parlamentarier der grössten Schweizer Stadt wollen sich eine saftige Lohnerhöhung geben. Durch eine Änderung der Entschädigungsverordnung des Gemeinderats steigt ihr Verdienst – der Verdienst, nicht das Verdienst – für die monatliche Grundentschädigung von 260 auf 1000 Franken. Das entspricht beinahe einer Vervierfachung.

Die Höhe der gesamten neuen Entschädigung hängt von Anzahl und Dauer der Sitzungen sowie der Einsitznahme in Kommissionen ab. Schätzungen gehen insgesamt von einer Verdoppelung der Bezüge aus.

Das Milizparlament, das am Abend tagt, wird so schleichend professionalisiert. Aus einem Dienst an der Demokratie wird für manche ein lukrativer Nebenverdienst.

In Zeiten, wo viele Bürger und Steuerzahler unter Kaufkraftverlust, steigenden Krankenkassenprämien und zunehmend unterfinanzierten Sozialwerken leiden, ist das ein mehr als nur unsensibles Signal. Es ist eine Frechheit: Politik als Selbstbedienungsladen.

Dass die Parlamentarier selbst die Höhe ihrer Entschädigungen festlegen können, ohne den unfreiwilligen Sponsor, den Steuerzahler, zu fragen, ist ein demokratiepolitischer Affront.

Die einzige Partei, die gegen die eigenmächtige Lohnerhöhung gestimmt hat, ist die SVP. Nun ergreift sie das Referendum gegen die «Abzockerpolitiker».

Wo bleiben die Linken, die den Kampf gegen die Abzockermentalität auf ihre Fahnen geschrieben haben? Ein Schuft, wer denkt, ihre Zustimmung zur Verdoppelung der Bezüge könnte damit zusammenhängen, dass sie selbst aufgrund der Mehrheitsverhältnisse am meisten davon profitieren.