Es macht ja nichts, wenn Sätze gut tönen. Nun hören Sie sich mal diese zwei Überschriften an: «Am Basler Bahnhof SBB hat’s sich ausgequalmt» (auf Srf.ch) und «Hier hat sichs bald ausgequalmt» (Blick am Abend). Die Apostrophsetzung lassen wir mal beiseite, «hat’s» oder «hats», «sichs» oder «sich’s», beides geht. Welcher Titel tönt besser? Die Frage ist müssig. «Hat’s sich» lässt sich kaum aussprechen, weil zwei s aufeinanderstossen. Und doch gehört das «es», schreibt man es aus, an diese Stelle: «hat es sich ausgequalmt». Aus Gründen des Wohlklangs aber rutscht es in diesen Fällen nach hinten. Dichter wissen das. «Wie lieblich hat sichs eingemait!», so lautet die erste Zeile von Otto Julius Bierbaums Gedicht «Mai-Wunsch». Die Bibel wusste es schon immer: «Als Mose das hörte, liess er sich’s gefallen» (3. Buch Mose).

Sie sollten in sich gehen

Dieses Reflexivpronomen hat es in sich. Es kann zu Missverständnissen führen. Wenn zwei sich gefunden haben, lieben sie sich. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es soll allerdings Narzissten geben, die sich selbst lieben. Dann ist die Beziehung schnell zu Ende, und es finden sich zwei, die sich trösten; trösten sie sich gegenseitig, sollte man deutlich machen, dass sie einander trösten. So kann eine schöne neue Partnerschaft entstehen. Sie wird ihrer Freundin erzählen, wie sich der Mann ihr gestern näherte, oder aber, wie der Mann sich ihr gestern näherte. Er, vielleicht ein Intellektueller, wird berichten, wie die Frau ihm sich gestern näherte, oder aber, wie die Frau ihm gestern sich näherte. Diese Satzstellung, wenn auch eher selten, gilt als korrekt. Ob die Beziehung das aushält, ist eine andere Frage.

Beziehungen sind schwierig. Das mag daran liegen, dass Mann und Frau verschieden sind. «Was erzählt der uns für Weisheiten!», werden Sie sich sagen: «Da hört sich doch alles auf.» Ich hör auch schon auf, es gibt genügend Beziehungsratgeber. Aber einen kleinen Rat kann ich mir nicht verkneifen. Immer wieder hört man von Leuten, die aufgrund ihres Talents in die Öffentlichkeit katapultiert werden, sie möchten sich selber bleiben. Sie sollten in sich gehen und sie (wer?) selber bleiben, so wie Bertolt Brecht es formuliert hat: «Jene lob ich, die sich ändern / Und dadurch sie selber bleiben.» Das reicht. An und für sich. Oder wie Karl Valentin gesagt hätte: an und Pfirsich.