So viel Ehrlichkeit sollte sein: Elektroautos sind nicht deshalb zum grossen Thema geworden, weil es ein starkes emotionales Verlangen danach gegeben hatte, sondern weil sie politische Forderungen erfüllen und an die Vernunft von uns Autofahrern appellieren. Manche (frühere) Modelle hatten den Charme einer elektrischen Zahnbürste, die man nach dem Putzen auf das Ladegerät steckt, damit sie am nächsten Morgen wieder zuverlässig ihre volle Leistung abgeben möge.

Wenn wir die jüngere Entwicklung der Elektromobilität mit etwas Drang zu Polemik und holzschnittartiger journalistischer Verkürzung zusammenfassen, haben Elon Musk und Tesla den endgültigen Beweis erbracht, dass Autos mit Elektromotoren, grosser Batterie und Stromanschluss – in Kombination mit einem klug geplanten Ladenetz – als universelle individuelle Mobilitätslösung perfekt funktionieren. Aber ein Tesla sieht weder besonders anziehend aus, noch sorgt ein übergrosser Bildschirm als Schaltzentrale des Fahrzeugs unmittelbar für erhöhten Puls – aber das liegt natürlich im Auge des Betrachters.

Auf der Elektroauto-Party war Porsche wiederum nicht der erste Gast. Aber als die Stuttgarter auf dem Fest auftauchten, drehten sich alle Köpfe, um es etwas bildhaft zu formulieren. Mit Modellen wie dem neuen Taycan 4S Sport Turismo hat der Edelhersteller das Elektroauto begehrenswert gemacht. Das beginnt bei der gestreckten, kraftvollen Form des Wagens, der buchstäblich einen energiegeladenen ersten Eindruck macht. Mein Testwagen in dunkelrotem «Cherry metallic» war jedenfalls kein Auto, mit dem man diskret irgendwohin rollt.

Vor allem aber spürt man am Taycan den Willen der Porsche-Ingenieure, das Elektroauto nicht nur nützlich, praktisch und vernünftig zu gestalten, sondern ihm eine besondere Anziehungskraft einzupflanzen. Die Fahrleistungen sind natürlich hervorragend, aber die kanonenkugelartige Beschleunigung alleine macht den Reiz noch lange nicht aus. Es ist vielmehr die Kombination von überragendem Fahrwerk und Luftfederung. Die Art beispielsweise, wie das Auto nach schnellen Überholmanövern sicher und präzise einlenkt und die ansatzlose Kraftentfaltung mit einem vertrauenerweckenden Grundverhalten kombiniert, ist schon höhere Sportwagenlehre.

Was den Taycan 4S in der Sport-Turismo-Version mit Kombi-Heck aussergewöhnlich macht, ist am Ende vielleicht die zeitgemässe Kombination aus Leidenschaft und Vernunft. Das Auto ist auf Knopfdruck mal komfortabel, mal sportlich straff, hat ausreichend Platz auch für umfangreichere Materialtransporte, lädt schnell, und vor allem gibt es einem in jedem Moment das Gefühl, auf besondere Art (elektrisch) unterwegs zu sein.

Taycan 4S Sport Turismo

Motor/Antrieb: E-Performance-Antrieb mit 2 Elektromotoren, 1-Gang-Getriebe vorne, 2-Gang-Getriebe hinten; Leistung (Performance-Batterie Plus): 490 PS (360 kW); max. Drehmoment: 650 Nm; Batterie: 83,7 kWh (netto); Beschleunigung (0 –100 km /h): 4,0 sec; Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h; Reichweite: 417–498 km; Verbrauch (WLTP): 24,7–21 kWh /100 km; Preis: Fr. 130 300.–, Testauto: Fr. 170 610.–