Zurzeit entdecke ich gerade meine Zuneigung zu kleinen, gut motorisierten Autos neu. Vielleicht ist das schon eine altersbedingte Besinnung auf das Wesentliche. Auch wenn ich natürlich keinesfalls ein 600-PS-Technikwunder von der Garagenkante stossen würde, hat es in ebendieser Garage auch immer Platz für ein Auto, das kompakt, übersichtlich und schnell genug ist.

Taschenrakete

So ein Auto ist der neue Ford Fiesta ST, den ich kürzlich rund um Nizza kennenlernen durfte. Die Ingenieure von Ford haben sich nicht damit begnügt, dem Kleinwagen mehr PS und griffigere Bremsen zu verpassen, sondern haben viel ins Fahrwerk investiert. Dazu gehört ein optionales mechanisches Sperrdifferenzial an der Vorderachse, das in schnellen Kurven die Kraft zwischen den beiden Rädern so verteilt, dass beide möglichst engen Kontakt mit dem Asphalt behalten. Spezielle Federn und die Force-Vectoring-Technologie an der Hinterachse sowie eine präzise, aber alltagstaugliche Lenkung sind weitere Elemente des hervorragenden Fahrwerks.

Das ist aber natürlich alles nur graue Autotechnik-Theorie, die Wahrheit liegt auf der Strasse. Auf schönen, kurvigen Strecken durch die Seealpen zeigt sich erst, wozu das alles gut ist. Gut eingefasst von Recaro-Sportsitzen, schaut man als Fahrer von tief unten auf Motorhaube und Strasse und versucht, die Taschenrakete präzise und zügig durch die Kurven zu jagen, was auch deshalb ein Vergnügen darstellt, weil der Fiesta ST kein Auto ist, das einem nach dem Leben trachtet. Es erlaubt es, dynamisch zu fahren, um dann – auf der Autobahn – wieder ziemlich entspannt und komfortabel dahinzugleiten. Gleichzeitig ist es für ein Fahrzeug mit Vorderradantrieb erstaunlich, wie gut die Räder die Kraft in schnellen Kurven auf den Boden bringen.

Der 1,5 Liter grosse Dreizylinder-Turbomotor ruft die Leistung energisch ab, bei 6000 Umdrehungen leistet er 200 PS und ein Drehmoment von 290 Nm. Das ist für das kleine Auto mit wahlweise drei oder fünf Türen und rund 1300 Kilogramm Gewicht ausreichend. Geschaltet wird durch sechs knackige Gänge von Hand, auch das gehört zum sportlichen Grundgefühl des Autos. Wenn dessen volle Leistung gerade nicht benötigt wird, wird im Teillastbetrieb ein Zylinder zu Sparzwecken abgeschaltet. Ford verspricht dafür «bis zu 11 Prozent» weniger Kraftstoffverbrauch. Ausserdem verfüge der Wagen über einen Benzinpartikelfilter und erfülle die Abgasnorm Euro 6d-Temp, teilt der Hersteller mit.

Der Ford Fiesta ST ist kein kompromissloser kleiner Raser, sondern ein ausgewogenes, sportliches und gleichzeitig kompaktes Auto. Die Liste an Komfort- und Sicherheitseinrichtungen ist erstaunlich und reicht von einer B&O-Play-Musikanlage bis zu Assistenzsystemen mit Abstandsradar, Spurhalteassistent oder Verkehrszeichenerkennung. In der Kunst des Sowohl-als-auch ist der Fiesta ST in seiner Kategorie deshalb weit vorne einzuordnen.

 

Ford Fiesta ST-3:
Leistung: 200 PS/147 kW,
Hubraum: 1497 ccm.
Beschleunigung 0–100 km/h: 6,5 s.
Höchstgeschwindigkeit: 232 km/h;
Verbrauch (EU-Norm) 6,0 l/100 km.
Preis: Fr. 27 200.–