Ob ich wüsste, wo es zur Fasanenstrasse gehe, können Sie mir das sagen, junges Fräulein, so nennt er mich, als käme er aus einer anderen Zeit, aber er schwitzt, wie alle schwitzen in diesen Tagen, und ich nicke und deute, und ich habe Durst ...
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Das ist Literatur. Diese Qualität findet man hierzulande allein in der Weltwoche.
So ist es!
Man möchte fast meinen, die Erzählung ginge auf eine wahre Begebenheit zurück. Frage an die Redaktion/Autorin: Ist dem so?
Wieso ist die Klärung dieses Umstandes für Sie von Bedeutung?
Würde mich nur interessieren. Nichts weiter. Denn die Schilderung ist sehr authentisch. Beste Grüße.
Habe mich nur erkundigt, weil ich finde, dass dies für die gelungene Erzählung nicht relevant ist. Gerade die Unwissenheit darüber verleiht der Sache ihre Abstraktion. Man ist sehr betroffen, auch wenn man nicht persönlich von jenem Umstand betroffen ist.
Wüßte ich ob der tatsächlichen Geschehnisse, stünden mein Mitleid und mein Kondolenzbedürfnis im Vordergrund, dies reduzierte dann die hervoragend abstrakte Leistung. Ich stünde nicht mehr mitten im Geschehen, ich wäre nur noch Beobachter.
Mir geht es so,daß mich die brillante Erzählung so bewegt,als wäre sie aus dem Erleben, der realen Welt geschöpft.Die Anteilnahme,das Hineinversetzen wäre im Wissen darum bei mir noch tiefer.Zuweilen sind große Werke der Literatur anlaßbezogen,haben irgendeinen tieferen Hintergrund.Wollte hier nur hinter das beschriebene Papier gucken,etwas über die Entstehungsgeschichte erfragen, das warum, die Beschäftigung mit dem Tod, der Nichtigkeit des Seins.Vielleicht bin ich aber auch nur zu neugierig.
Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich ihre Sicht auf die Erzählung verstehen. Denn das Nichtwissen über einen möglichen Hintergrund, läßt die Gedanken bei der Erzählung selbst. Das Wissen um einen möglichen Hintergrund, könnte diese in den Vordergrund rücken und die Erzählung selbst in den Hintergrund treten lassen.
Schöne Erzählung vom schrecklichen Kindstod, ohne den eigentlichen Unfalltod expressis verbis zu schildern. Nur angedeutet. Und das ist das Bemerkenswerteste an dieser eigentlich grundtraurigen Erzählung, die sich eindrucksvoll in großer Kürze vom ersten Kennenlernen bis zum Tod spannt.
Zutiefst beeindruckend!
Eine perfekte Verknüpfung und ein gelungenes Zusammenwirken von Inhalt der Erzählung über die strukturierte Verfasstheit des Textes, die Erzählungsdichte, die eindrucksvoll geschilderte Selbstbetroffenheit und nicht zuletzt der reife Umgang mit der außerordentlichen Tragik des Geschehens. An Abstraktion und damit enormer Fläche für eigene Projetionen des Lesers nicht zu überbieten.
Nochmals: zutiefst beeindruckend.
Ich schliesse mich an: Ein Meisterwerk, das sich aber federleicht liest. Zum Beispiel bei Hermann Hesse oder Stefan Zweig musste ich mich jeweils anstrengen wie wenn ich Klimmzüge und Liegestütze machen würde. Dieses fliessende Schreiben wie die Geschichte von Julika ist ein Talent.
Frau Schindler hat absolut zu recht den Preis gewonnen. Herzlichen Glückwunsch und Danke!
Stimme zu.
Warim ist Julika so früh gestorben?
Weil sie sich von der Hand der Erzählerin in kindlichem Übermut losriß. Siehe oben.
Und nach dem Losreißen verunglückte. Doch das ist nicht mehr geschildert.
Die Erzählerin wurde erst - zumindest nach meinem Dafürhalten - nach der Trennung vom Kindesvater durch diesen über Julikas Ableben unterrichtet. Woraus schließen Sie, dass die Erzählerin eine "Mitveranwortung" am Tode des Mädchens haben soll?
Hatte ich anders verstanden. Ich lese nochmals.
Sie haben recht. Der Telefonanruf des weinenden Kindsvaters war vermutlich die Todesnachricht. Daß die Erzählerin Julika nach der Trennung vermisste, deutet darauf hin dass sie Julika nicht mehr gesehen hat und die erzählte Begebenheit auf der Treppe nicht tödlich endete. Sorry, mein Fehler.
Fehler? Eine Interpretation erscheint vielleicht naheliegend, die andere fernliegend zu sein. Ihre Berechtigung haben nach meiner Meinung jedoch alle gleichermaßen. Vielleicht hat die Verfasserin es ja auch so gemeint, wie Sie es verstanden haben. Wer weiß das schon? Es kommt ja auch nicht auf das Ergebnis an, sondern auf die Inspiration durch die Verfasserin... Wir sitzen ja nicht im Deutschunterricht und warten auf des Lehrers subjektive Beurteilung. 🙂
Danke vielmals für diesen Text, oder Gedicht, oder Nekrolog. Ich habe es schon 4 mal gelesen. Erst beim zweiten mal habe ich realisiert um was es geht. Ich hatte jedes Mal Tränen in den Augen. Meine Tochter ist auch 5 1/2. Es berührt mich jedes Mal mehr wenn ich es lese. Trotzdem ist es ein Genuss den Text zu lesen.
Stimme zu.