Am 2. November 2021 warnte Swissmedic auf ihrer Website vor dem Einsatz von Ivermectin bei Covid-19, da dies «die Gesundheit gefährde». Wie sieht die Datenlage zu Sicherheit und Wirksamkeit von Ivermectin wirklich aus? Ivermectin wird seit 1988 in tropischen Ländern zur Bekämpfung der Flussblindheit eingesetzt. Bis heute wurden über 2,7 Milliarden Dosen verabreicht. Dank Ivermectin gilt die Flussblindheit in Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Guatemala heute als ausgerottet.

Wie sieht es hinsichtlich Wirksamkeit bei Covid-19 aus? Die stark antivirale Aktivität von Ivermectin gegen Sars-CoV-2 in vitro wurde im Juni 2020 aufgezeigt. Seither hat Ivermectin seine Effektivität bei Covid-19 in 67 Studien, davon 31 prospektive «randomisierte kontrollierte Studien» (RCT), belegt. Eine Meta-Analyse, die Daten von 3406 Patienten aus 24 RCTs umfasst, kommt zum Schluss, dass Ivermectin das Sterberisiko senkt und bei frühzeitigem Einsatz schwere Verläufe reduzieren dürfte.

«Behandlungskit» für Erkrankte

Zurzeit wird Ivermectin in über zwanzig Ländern für die Behandlung von Covid-19 verwendet. Die real-world data aus Indien scheinen die Wirksamkeitsdaten aus den Studien zu untermauern: Im bevölkerungsreichsten nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh führte das Gesundheitsamt Ivermectin im August 2020 durch eine Regierungsverordnung offiziell als Prophylaxe für enge Kontaktpersonen von Covid-Patienten sowie für die Behandlung Erkrankter ein.

Ivermectin wurde grosszügig an die Bevölkerung abgegeben, Menschen wurden dazu ermutigt, es bei Bedarf frühzeitig einzunehmen. Im Anschluss verzeichnete der Staat nur einen Bruchteil der Fallzahlen und Todesfälle von Staaten wie Maharashtra, wo Ivermectin nicht eingesetzt wurde. Mangelnde Tests waren hierfür nicht verantwortlich: Die Positivitätsrate in Maharashtra blieb von Mai bis September 2020 bei über 20 Prozent, diejenige von Uttar Pradesh lag nur während einiger Tage bei über 5 Prozent.

In den Medien ist wenig über die Erfolgsgeschichte zu lesen.

Im April 2021 stiegen die Fallzahlen in ganz Indien wieder an. Auch in Uttar Pradesh wurden infolge eines Zustroms positiv getesteter Menschen aus Delhi und Mumbai sechsfache Spitzenwerte der ersten Welle erreicht. Die Regierung schickte im Mai in einer grossen Aktion, unterstützt von der WHO, 141 610 rapid response teams in die Haushalte von 98 000 Dörfern, um symptomatische Personen zu testen und bei Bedarf zu isolieren. Erkrankten Personen wurde ein «Behandlungskit» abgegeben. Über den Inhalt des Kits wurde lange geschwiegen.

Anfang Juni 2021 war der Staat Tamil Nadu, in dem nicht mit Ivermectin behandelt wird, mit einem Anteil von weniger als 4,9 Prozent der indischen Bevölkerung für fast 20 Prozent der Gesamtzahl der 2177 Todesopfer Indiens verantwortlich. Mitte Juni waren die Neuerkrankungen in Uttar Pradesh um 97 Prozent zurückgegangen, und das staatliche Programm wurde als Erfolg gefeiert. Im September galt Uttar Pradesh als weitgehend «Covid-frei».

Die WHO anerkannte die Erfolgsgeschichte von Uttar Pradesh, führte diese aber offiziell auf eine «frühzeitige und systematische Rückverfolgung» von Covid-Fällen zurück. Erst im August 2021 erfuhr die Öffentlichkeit, was sich in den «Behandlungskits» befunden hatte: Handschuhe, Desinfektionsmittel, ein Thermometer, Masken, Paracetamol, Vitamin C, Vitamin D3, Zink, Doxycyclin (Antibiotikum) und zehn Tabletten Ivermectin!

Klage gegen WHO-Wissenschaftlerin

Per Ende November 2021 wies Uttar Pradesh (240 Millionen Einwohner) 83 aktive «Covid-Fälle» und 22 910 «Covid-Tote» aus. Entsprechende Zahlen von Bundesstaaten, die auf Ivermectin verzichten, lagen höher: Maharashtra (125 Millionen Einwohner): 11 863 aktive Fälle, 140 941 Tote; Kerala (36 Millionen Einwohner): 47 652 aktive Fälle, 39 838 Tote; Tamil Nadu (79 Millionen Einwohner): 8337 aktive Fälle, 36 463 Tote.

In den Medien ist wenig über die Erfolgsgeschichte von Uttar Pradesh zu lesen. Wenn, dann wird argumentiert, dass eine «Korrelation alleine noch keine Kausalität bedeutet» und dass weitere Faktoren wie die Immunität nach früheren Infektionen, Lockdowns oder die Impfung massgeblich zum Erfolg beigetragen haben dürften. Uttar Pradesh gehört zu den Bundesstaaten mit den tiefsten Durchimpfungsraten. Im August 2021 waren gerade einmal 6 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Ende Oktober lag die Rate vollständig Geimpfter bei 20 Prozent. Inwieweit sich die steigende Durchimpfung positiv auf die Fallzahlen auswirkt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Die indische Anwaltskammer verklagte die WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan und beschuldigte sie, durch Irreführung und Unterdrückung der Wirksamkeitsdaten zu Ivermectin den Tod indischer Bürger verursacht zu haben.

Kati Schepis ist Pharmazeutin ETH.