Der aus Äthiopien stammende Teenager Heman Bekele hat den renommierten Wettbewerb «Young Scientist Challenge» des amerikanischen Technologiekonzerns 3M gewonnen – mit einer Hautkrebsseife. Laut angelsächsischen Zeitungen wie dem Guardian und der Washington Post hat der Junge in seiner Kindheit beobachtet, wie die Menschen in seiner afrikanischen Heimat unter den Folgen der intensiven Sonneneinstrahlung litten. Jetzt verspricht er eine kostengünstige Heilung; seine neu erfundene Medizinalseife gegen bösartigen Krebs soll weniger als zehn Dollar kosten.

 

Welt zum Besseren verändern

Bekele lebt heute im Bundesstaat Virginia und besucht eine Mittelschule. Seine akademisch gebildeten Eltern erkannten früh sein Talent, förderten seine wissenschaftliche Neugier ebenso wie seine soziale Verantwortung. Die Washington Post zitiert den Teenager mit den Worten: «Ich suchte nicht nur den medizinischen Fortschritt, sondern auch eine Therapie, die allen zugänglich ist.» Bekele ist überzeugt, dass junge, innovative Menschen, wie er einer ist, die Welt zum Besseren verändern können, was ihm mit dem Preisgewinn 25 000 Dollar eintrug.

Innert vier Monaten entwickelte das junge Genie eine Seife, die auf leicht erhältlichen Wirkstoffen beruht: Salicylsäure, Glykolsäure und Tretinoin; er nennt das Produkt Skin-Cancer-Treating Soap (SCTS). Die Verbindungen sind seit langem bekannt, so dient die Salicylsäure etwa zur Herstellung von Aspirin. Bekeles Idee hinter seiner heilenden Substanz: Die Wirkstoffe sollen die Hautzellen aktivieren, um bösartige Krebszellen, Melanome, zu bekämpfen.

«Ich suchte nicht nur den Fortschritt, sondern auch eine Therapie, die allen zugänglich ist.»

Die Preisverleihung an Bekele illustriert den im angelsächsischen Erziehungssystem traditionell verankerten Wettbewerb. Highschools und Colleges, aber auch Unternehmen verleihen viel mehr Auszeichnungen als vergleichbare Institutionen in Europa. So werden Studenten mit dem besten Notendurchschnitt gewürdigt, ebenso wie etwa deren Kollegen, die Erwachsene generell beeindrucken und Auszeichnungen wie «Der für die Zukunft vielversprechendste Schüler» erhalten. Diese Form der Förderung kann hilfreich sein, wenn sie junge Menschen motiviert, neue Forschungs- und Lernansätze zu suchen. Insofern ist Bekele zu wünschen, dass diese Ehrung seine Forschungsneugier weiter anstachelt. Das ist die eine Seite der Geschichte.

Die andere hat einen politischen Beigeschmack: Vergeben Unternehmen wie 3M Preise, steckt naturgemäss nicht nur Philanthropie dahinter. Sie möchten in der Öffentlichkeit auch in einem besonders guten Licht erscheinen. In diesem Fall passt der junge Heman Bekele perfekt in die Selbstdarstellung moderner Firmen: Ein junger und intelligenter Schwarzer steht beispielhaft für die Aufgeschlossenheit von 3M.

Ohne den Forschergeist dieses Teenagers schmälern zu wollen, fällt bei dieser Auszeichnung nämlich etliches auf: Bekele kam bereits als Vierjähriger in die USA, verfügte als Kleinkind also über eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe, wenn er bei seinen Mitmenschen bösartigen Hautkrebs entdeckte.

 

Präventive Wirkung denkbar

Kommt dazu, dass die klinische Erforschung von wirksamen Krebsmitteln in der Pharmaindustrie mit grossangelegten Untersuchungen in der Regel Jahre dauert. Staatliche Zulassungsbehörden müssen zudem die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen eines Medikaments untersuchen. Bekeles Antikrebsseife scheint davon ausgenommen, brachte es aber dennoch in die Spalten wichtiger angelsächsischer Publikationen, die noch so gerne die Geschichte eines afrikanischen Hoffnungsträgers verbreiten. Denkbar ist immerhin, dass die Seife bei regelmässiger Anwendung präventiv wirksam ist.

Wahrscheinlich wurde diesem begabten und ehrgeizigen Teenager mit der Auszeichnung «Amerikas bester junger Wissenschaftler» nicht nur ein Dienst erwiesen. Er scheint vielmehr für die zeitgeistige, politisch korrekte Imagepflege eines multinationalen Konzerns missbraucht worden zu sein. Möglicherweise könnten zudem die wirklich Betrogenen die Krebspatienten sein, die sich von Bekeles Seife voreilig Heilung versprechen und enttäuscht werden.

Die 3 Top-Kommentare zu "Wunderkinds Heilseife"
  • Eliza Chr.

    Der Bub scheint eine kleine Greta zu werden. Die Seife 'soll!' helfen, bewiesen ist nichts. Nach zwei Jahren schämen sich die ihn so verehrten 'Honorigen' wieder in Grund und Boden, nämlich dann, wenn das Märchen so endet wie bei Greta.

  • maxmoritz

    Ist dieser Junge das ferngesteuerte Pendant von Greta, welcher sich da vor den Karren sparren lässt. Hoffentlich nicht 🙏

  • Da wär noch was

    Es ist toll, dass sich der Junge mit solchen Aufgaben beschäftigt. Es ist auch wünschenswert, dass er positiv motiviert wird. Es ist aber dumm ihm einen Preis zu verleihen, als ob er etwas von wissenschaftlicher Relevanz geleistet hätte, denn das hat er nicht. Preise sind dafür da ausserordentliche Leistungen zu würdigen, nicht für gute, gute präsentierte Absichten. Um Menschen mit hohem Potential zu fördern gibt es Stipendien, was hier eher in Betracht käme.