Was für eine bizarre Situation. Da rettet der Bayerische Ministerpräsident für die CSU, was eben noch zu retten ist, und wiederholte sein Wahlergebnis von 2018. Insgesamt erhielten konservative Parteien im Freistaat 67 Prozent aller Stimmen. Die SPD wurde marginalisiert, die Grüne haben deutliche Verluste.

Und was suggerieren die Fragen des Interviewers von Phoenix an Ilse Eigner (CSU), Präsidentin des Bayerischen Landtags? Dass Söders Attacken auf die Grünen Fehler gewesen seien.

Man schaut auf die Zahlen und reibt sich die Augen. Meint der das ernst? Glaubt man im Milieu des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wirklich, die Wahlen für die CSU wären besser ausgegangen, wenn Söder am Ende sogar eine Koalition mit den Grünen als Option verkündet hätte?

Offensichtlich meint man das. Und um das zu unterstreichen, darf natürlich auch nicht der akademische Politexperte fehlen, der das Erstarken der AfD auf den polarisierenden Wahlkampf Söders zurückführt und darauf, dass Söder sich zu schnell auf einen Koalitionspartner festgelegt hat.

Diese «Analyse» wird gekrönt durch den Hinweis auf Hessen, wo der Ministerpräsident einer schwarz-grünen Regierung – anders als Söder – erheblich Stimmenzuwächse zu verzeichnen hätte. Dass in Hessen die CDU von einem historischen Tiefpunkt aus in die Wahl ging und die Freien Wähler dort keine Rolle spielen, blendet der Experte aus. Es ist Realsatire.

Die öffentlich-rechtlichen Medien wurden gestern Abend kalt erwischt. Man konnte förmlich dabei zusehen, wie ein Weltbild zerbröselte. Wenn nicht alles täuscht, wird das die Verantwortlichen eher in ihrem Haltungsjournalismus bestärken. Das Ergebnis wird sein, dass es den Öffentlich-Rechtlichen ergeht wie derzeit der SPD.