Der Präsident der Grünen, Balthasar Glättli, hat heute seinen Rücktritt bekanntgegeben. Er zog damit die Konsequenzen aus der Wahlschlappe seiner Partei und wird sein Amt im kommenden Frühling zur Verfügung stellen.

«In einer Partei gibt es die Verantwortung, im richtigen Moment nach vorne zu stehen», liess sich Glättli in der Mitteilung seiner Partei zitieren. «Und es gibt die Verantwortung, im richtigen Moment einen Schritt zurück zu machen.»

Dass er diesen «Schritt zurück» zwei Tage nach den Genfer Ständeratswahlen macht, nachdem eine der Hoffnungsträgerinnen, die amtierende Genfer Ständerätin Lisa Mazzone, nicht wiedergewählt wurde, ist wohl kein Zufall. Das hat die Niederlage der Grünen komplett gemacht oder noch bedeutsamer. Das liess sich auch nicht mehr schönreden. Wahrscheinlich hat ihn Mazzones Abwahl erst recht darin bestärkt, dass es Zeit ist, den Hut zu nehmen.

Viele Medien haben in den vergangenen Jahren wohlwollend über Glättli berichtet. Zum Beispiel, dass es eines seiner Verdienste sei, dass die Grünen für so viele Leute heute wählbar seien. Er sei total sympathisch, total vertrauenswürdig.

Tatsächlich war Balthasar Glättli eine Fehlbesetzung.

Geblendet vom Erdrutschsieg im Jahre 2019, katapultierte man einen teils weltfremden Ideologen und Missionar an die Spitze dieser Formation. Dabei hat man vergessen, dass Glättli seinen Grünen in früheren Jahren den grösstmöglichen Schaden zufügte, als er gemeinsam mit Mitverschwörern den damaligen Zürcher Präsidenten der Grünen, Martin Bäumle, aus dem Amt putschte und anschliessend selber das Präsidium übernahm. Der von Glättli und Co. angezettelte Machtkampf führte zur Gründung der Grünliberalen. Und die traditionellen Grünen wurden dadurch bis heute substanziell geschwächt.

Gelernt hat er daraus nicht viel: Mit missionarischem Eifer drängte er auch als nationaler Präsident seine Partei in die fundamentalistische Ecke – wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ihm der grüne Zeitgeist entgegenkommt.

Oder hat irgendwer Glättlis Erklärungen jemals ernst genommen, die Grünen wollten regieren und Verantwortung tragen?

Die Grünen traten jedenfalls unter seiner Ägide verstärkt als Moralisten auf, die den Bürgern im Lande den Weltuntergang predigten und den Spass am Leben austreiben wollten. Seit er das Amt übernommen hat, ging es mit der Partei fast nur bachab.

Gut, hat er das jetzt selber auch eingesehen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Danke, Balthasar Glättli: Unter ihm als Chef wandelten sich die Grünen zu Regulierungs-wütigen Moralaposteln. Gut, dass er abtritt"
  • mazu49

    Eigentlich Schade, dass Glättli nicht weitergemacht hat… das Fiasko wäre weitergegangen

  • juege

    Dann schaut euch mal die Nachfolge an - schlimmer geht immer.

  • miggeli1

    Ich kann nicht anders, aber bei Glättli denke ich immer an Lenin.Und ich glaube, dass er äusserlich und innerlich Lenin nachäffte (Bart, Gestik, Stirn etc.).Der Megaunterhalter Glättli wird fehlen in der SRF Muppetshow.