Der Film am Sonntagabend auf TF 1 ist in Frankreich ein fester Termin wie hierzulande der «Tatort». Am übernächsten Sonntag beginnt er 45 Minuten später als sonst. Der Privatsender bringt einen der spektakulärsten Kassenschlager der französischen Filmgeschichte: «Die Besucher». Als der Film 1993 in die Kinos kam, war François Mitterrand französischer Staatspräsident. Ihm folgten Chirac, Sarkozy, Hollande und Macron.

Am Sonntag, dem 10. April, wählt Frankreich seinen Präsidenten. Doch seit dem Beginn des Kriegs ist die Wahl gelaufen. Und bis zur Stichwahl weigert sich Macron, direkt mit seinen Gegnern zu debattieren. So hielten es bisher alle Amtsinhaber.

Man kann sie verstehen, denn der Verlauf einer Elefantenrunde wäre absehbar: alle gegen einen.

Eine erste Wahlsendung mit Macrons Beteiligung erfolgte nach seinen Spielregeln. Es war ein penibles Schaulaufen der Kandidaten, die sich nicht begegnen und nicht widersprechen durften.

Am meisten Zuschauer verzeichnete die Drei-Stunden-Sendung in der ersten Minute: 5,9 Millionen. Nach weniger als einer Stunde hatte eine Million ab- oder umgeschaltet. Insgesamt wurde ein Marktanteil von 20 Prozent ausgewiesen, eine für Europas grössten Privatsender ungenügende Quote.

Sehr viel mehr Zuschauer waren bei Eric Zemmour gegen Valéry Pécresse dabei. Erstaunlicherweise siegte die Republikanerin durch k. o.

Vor fünf Jahren wollte Putin mit seinen Propagandamedien RT und Sputnik die Wahl von Emmanuel Macron verhindern. Mit seinem Überfall auf die Ukraine hat er dessen Wiederwahl nun aber gesichert.

Eric Zemmour ist seine Nähe zu Putin und zu Pétain zum Verhängnis geworden. An seinem Meeting vom vergangenen Sonntag schrien seine verzweifelten Anhänger: «Macron – Mörder, Macron – Mörder.»

Sie haben dessen angekündigten Sieg endgültig besiegelt. Selbst der Starmoderator von «CNews», der als Zemmours Steigbügelhalter galt, weicht von ihm ab.

«Macron mit euch» lautet der Slogan des Präsidenten für die Wiederwahl.

Im Figaro warnt derweil der grosse Historiker Pierre Vermeren: Verschiebt die Wahl in den Herbst hinein. Frankreich kann es sich nicht leisten, auf eine demokratische Debatte zu verzichten. Die Folgen der Defizite werden gravierend sein.

Der Sender TF 1 sieht vor. Er verkürzt die Wahlsendung auf ein historisches Minimum und nimmt den Spielfilm ins Programm. Am Wahlsonntag fällt er aus oder beginnt um halb elf. Die gefühlt dreizehnte Ausstrahlung von «Les Visiteurs» garantiert die besseren Einschaltquoten. Der Film ist eine Zeitreise ins Mittelalter.

Die 3 Top-Kommentare zu "Der Krieg in der Ukraine verschlägt dem französischen Wahlkampf die Sprache. Putin, der vor fünf Jahren Emmanuel Macrons Wahl verhindern wollte, sichert seine Wiederwahl"
  • felix2022

    Wie dumm (!) das Volk bei Abstimmungen ist haben wir bei der COVID-19 Abstimmung gesehen. Inzwischen bewahrheiten sich alle Befürchtungen der tödlichen und langfristig lebensgefährlichen Nebenwirkungen. Inzwischen hat der Bund weitere 21 Millionen Impfdosen gekauft, dies obwohl die schlechten Nachrichten über Impfstoffe wie Pilze aus dem Boden schiessen! Auch Versicherungen weigern sich inzwischen, Schaden zu begleichen, da man sich ja wissentlich auf ein „freiwilliges Experiment“ einliess…

  • Markus M

    Ganz schlimm, dass aufgrund des Ukrainekrieges die Wahl wohl entschieden wird. Frankreich hat enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern und mit Zemmour einen geeigneten Kandidaten abseits des Etablissement mit welchen der Rupture gelungen wäre. Anstelle herrscht Stillstand die nächsten 5 Jahre und wir Franzosen machen weiterhin die Faust im Sack. Letzte Chance wohl verpasst.

  • olebole70

    Ich wäre da mal nicht so sicher... wenn die Zemmour-Anhänger und Teile der moderaten Rechten auf Le Pen schwenken, könnte es doch noch eng werden, wenn man die aktuellen Umfragen etwas genauet anschaut.