Henry Kissinger, der ehemalige US-Aussenminister, hat seine Meinung im Ukraine-Krieg radikal geändert. Der 99-jährige Friedensnobelpreis-Träger hatte im Mai noch vorgeschlagen, die Ukraine solle Gebiete aufgeben, um den Krieg zu beenden. Die europäischen Staats- und Regierungschefs dürften die «längerfristigen Beziehungen nicht aus den Augen verlieren», da sie sonst Gefahr liefen, Russland in ein dauerhaftes Bündnis mit China zu bringen, sagte er damals.

«Die Ukraine soll Gebiete an Russland abtreten»: Friedensvorschlag des ehemaligen US-Aussenministers Henry Kissinger am WEF

Jetzt empfiehlt er dem Westen in einem Interview mit dem «Heute-Journal» genau das Gegenteil: «Ukrainisches Staatsgebiet aufzugeben, sollte nicht eine der Bedingungen sein, die wir akzeptieren können.» Mit Wladimir Putin gebe es nichts zu verhandeln, meint Kissinger, ausser der Tatsache, «dass Russland alle Gebiete räumen muss, die es […] nach dem Kriegsbeginn erobert hat».

Was zum Meinungsumschwung «des wohl berühmtesten Ex-Aussenministers der Welt» (ZDF) geführt hat, erfahren die Zuschauer zwar nicht. Klar ist aber, dass für ihn die Zeit der Besänftigung vorbei ist. Die Verantwortlichen der Demokratien, so Kissinger, müssten sich darüber klar werden, was sie bereit seien zu verhandeln, worüber, und was sie unter gar keinen Umständen preisgeben wollen. «Und sie werden dies sicher […] in uneingeschränkter Zusammenarbeit mit den Opfern der Aggression, die Verantwortlichen und das Volk in der Ukraine» tun müssen.

Einfach wird das freilich nicht sein. Kissinger warnt, dass die derzeitige Lage «komplizierter» und «vielleicht gefährlicher» sei als während des Kalten Kriegs: «Das Führungsvermögen, das jetzt gebraucht wird, das muss (deshalb) auch vielschichtiger und anspruchsvoller sein.»

Die 3 Top-Kommentare zu "«Die Ukraine soll Gebiete an Russland abtreten»: So lautete im Mai der Friedensvorschlag des ehemaligen US-Aussenministers Henry Kissinger. Zwei Monate später sieht er es völlig anders"
  • thomas hartl

    Aus dem Altersheim zu fordern, die Ukraine müsse Gebiete an Russland abtreten ist arrogant. Genauso arrogant ist es, nun zu fordern, dass keine Gebiete abgetreten werden dürfen. Diese Entscheidung liegt nicht beim Westen, sondern bei der Ukraine. Alles andere wäre eine imperialistische Kolonialpolitik. Henry Kissinger hat während des kalten Krieges einige ethisch sehr fragwürdige Aktionen zu verantworten. Er sollte sich nicht mehr in die Tagespolitik einmischen.

  • Harry Callahan

    Ein Atomkrieg kann ihm, dem Kriegsverbrecher, in seinem Alter ja egal sein.

  • 1291

    Wurde Kissinger "überzeugt", mit Geld oder Drohungen? Im Dienste der Staatsraison?