Die Europäische Union steht vor wirklich gewaltigen Aufgaben: Im Euro-Raum läuft die Inflation davon, und sie wirklich bei der Wurzel zu packen, würde bedeuten, die Finanzpolitiken der Mitgliedsländer zu vereinheitlichen.

In der Ukraine herrscht Krieg, und dem Nachbarn wirklich beizustehen, würde bedeuten, seinen Beitritt nicht auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.

Doch die dicken Bretter werden nicht gebohrt. Dafür die dünneren.

Zum Beispiel der europäische Mindestlohn: Seine Höhe ist zwar offen, aber dass es ihn geben muss und das Prozedere, wie er zustande kommt, hat die EU jetzt festgelegt.

Dass diejenigen, die den Arbeitsmarkt am besten kennen, nämlich die Sozialpartner, Löhne und Arbeitsbedingungen ganz ohne politische Einmischung aushandeln sollen – ist ein Prinzip, das in der Union wenig Fürsprecher gefunden hat.

Auch die Frauenquote in Führungsgremien von Unternehmen ist so ein Beispiel: Die Beteiligten, die sie jetzt in der EU durchgesetzt haben, mögen es als dickes Brett empfinden, weil sie seit mehr als einem Jahrzehnt darum gerungen haben.

Aber die Frage, warum sich die EU in eine Angelegenheit einmischt, die am besten die Betriebe unter sich regeln, hat am Ende keiner mehr gestellt.

Es gibt ein Sprachungeheuer in der Psychologie, das heisst Prokrastination und beschreibt das Aufschieben von wirklich wichtigen Aufgaben als pathologische Störung.

Teil des Krankheitsbildes ist manchmal, dass Betroffene sich gern mit weniger Wichtigem ablenken.

Es sieht so aus, als müsste die EU in dieser Sache dringend auf die Couch.

Die 3 Top-Kommentare zu "Europäische Dünnbrettbohrer: Frauenquote, Mindestlohn – die EU schlägt sich mit Themen herum, mit denen sie sich nicht beschäftigen muss. Die wichtigen Aufgaben lässt sie liegen"
  • snoopisch

    Hab ich das richtig verstanden, Herr Stock? 1 . Die Inflation im EU-Raum lässt sich nur mit noch mehr Zentralismus der europäischen Staatsbanken bekämpfen? 2. Wirklich dringend wäre die Aufnahme der Ukraine in die EU? 3 Warum krieg ich gleich einen Brechreiz?

  • aliasmailster

    Die EU hat sich selbst noch nie als Problemlöser verstanden, sie ist vielmehr Auffangbecken schwerkrimineller gewissenloser Subjekte, deren Versagen in der freien Wirtschaft mehr als wahrscheinlich wäre und die sich dadurch finanzieren, dass sie die Länder mehr und mehr zerstören. Dagegen war die Mafia in ihren besten Zeiten eine Laienspieltruppe.

  • d.nikles

    Dringend wäre die gesamte EU mit ihren Lakaien zu entfernen und zu verurteilen. Diese mafiöse Geldvernichtungsmaschinerie braucht es nicht. Jedes Land sollte wieder autonom werden mit eigener Währung.