Während der Wintersession herrscht im Bundeshaus fast eine Art Ausnahmezustand – weil das Bundeshaus in dieser Jahresperiode zur Festhütte verkommt.
Es gibt viel zu feiern und bechern – ja, tüchtig zu bechern, sei oberste Pflicht der Ratsherren und Ratsdamen, könnte man fast meinen.
Der National- und der Ständerat müssen ihre Präsidenten und Vizepräsidenten wählen. Die Bundesversammlung (die beiden Räte zusammen) bestimmt zudem den Bundespräsidenten und seinen Stellvertreter für das kommende Jahr.
Dann finden gleichzeitig noch die Weihnachtsessen der Fraktionen statt und reihenweise Apéros von Lobbyisten-Gruppen.
In diesem Jahr müssen zudem auch die Nachfolger für die Bundesräte Simonetta Sommaruga (SP) und Ueli Maurer (SVP) gewählt werden. Meistens gehen für die Feierlichkeiten die Beratungen am Mittwochnachmittag drauf.
Neuerdings lässt das Parlament die Bleistifte sogar um halb zehn Uhr morgens fallen, um den neuen Ratspräsidenten Martin Candinas ins Bündnerland zu begleiten.
Denn Candinas organisierte das Fest nicht etwa in seiner aktuellen Wohngemeinde Chur, sondern fast am Ende der Welt in Disentis. Was eine lange Bahnreise über das Wallis und Uri notwendig machte.
Frage: Wozu wählt man eigentlich Parlamentarier nach Bern? Damit sie sich die Hälfte der Zeit an irgendwelchen Partys selber zelebrieren?
Die im Titel gestellte Frage ist wie folgt zu beantworten: Unter anderem, um euch die Illusion zu vermitteln, ihr würdet in einer Demokratie leben. Den meisten Menschen sind sozialer "Erfolg" und Anerkennung innerhalb ihrer Kaste wichtiger als das Wohl des Volkes, oder vielmehr sogar das einzig Erstrebenswerte. Sonst würden sie im herrschenden System, dessen konstituierende Elemente Menschen von ebensolchem Typus sind, gar nicht erst aufsteigen können.
Berner Klüngel. Die sind sich selber genug. Hoffnungslos.
Bei der Party der Pharma-Lobby wird es wohl Champagner Trüffel und Hummer geben?