Der Kaufpreis von rund drei Milliarden Franken macht pro Aktie (es sind deren vier Milliarden ausstehend) noch 76 Rappen aus und liegt damit weit unter dem letzten Börsenkurs von 1.86 Franken. Die Aktionäre werden dazu nichts zu sagen haben. Das ist zwar in der Eile des Gefechtes verständlich, wird aber wohl Rechtsfälle auslösen, denn vor allem ausländische institutionelle Anleger glauben, dass mit einer Zerschlagung der Credit Suisse mit einem Verkauf des Schweizer Geschäftes, des Asset Managements und des Private Bankings mehr Geld zu holen gewesen wäre. Insbesondere stellt sich die Frage, wie die saudische Nationalbank, die erst im Dezember noch 2,25 Milliarden Franken in die Credit Suisse eingeschossen hat, reagieren wird, um ihr Geld so weit wie möglich zu retten.

Die Ankündigung einer Liquidation der Credit Suisse hätte jedoch vorerst einmal eine globale Bankenkrise ausgelöst und dem Finanzplatz Schweiz einen massiven Reputationsschaden zugefügt. Deshalb erachtet der Bundesrat die getroffene Lösung als beste aller möglichen. Kartellrechtliche Klagen erscheinen hingegen unwahrscheinlicher, denn rein rechtlich kann die Finma gemäss dem Bundesamt für Justiz an die Stelle der Wettbewerbskommission treten und die Übernahme genehmigen.

An der Pressekonferenz gaben die SNB und der Bundesrat zudem bekannt, dass die Liquiditätshilfen massiv aufgestockt wurden. Die ersten 50 Milliarden Franken, die die Credit Suisse vorsichtshalber gezogen hat, wurden von der SNB gegen Sicherheiten gewährt. Eine zweite Tranche in gleicher Höhe wird gegen ein Konkursprivileg folgen. Und schliesslich könnte die SNB nochmals weitere 100 Milliarden Liquidität sprechen, die vom Bund garantiert werden. Zusammen stehen der CS somit 200 Milliarden zur Verfügung. Die SNB passt sich damit etwa den Usanzen im Ausland an, nachdem sie bisher als eher zurückhaltend galt.

Wie die UBS die übernommene Credit Suisse im Detail integrieren wird und wie viele der 50.000 CS-Leute entlassen werden sollen, ist noch nicht bekannt. Der VR-Präsident der UBS, Colm Kelleher, versprach jedoch, die Risiken innerhalb der Credit Suisse massiv zurückzufahren. Die risikogewichteten Aktiven des Investmentbankings sollen im Maximum 25 Prozent des Konzerns ausmachen. Die UBS hat aus Zeitgründen erst eine oberflächliche Due-Diligence-Analyse durchführen können. Dabei sei ein spezifisches Portfolio aufgetaucht, das noch genauer untersucht werden müsse. Dafür will der Bund eine Neun-Milliarden-Franken-Garantie abgeben, die aber erst dann zum Zug käme, wenn die Bewertungskorrekturen die Fünf-Milliarden-Grenze überschreiten würden.

Auf die UBS-Führung wartet nun eine Herkules-Arbeit, um den Weizen von der Spreu zu trennen. Aber die Übernahme beinhaltet nicht nur Risiken, sondern auch grosse Chancen. Gemessen an der Bilanzsumme wird die neue UBS hinter der HSCB, der BNP Paribas und der Crédit Agricole zur viertgrössten Bank in Europa, weltweit auf Rang 17 vorrücken. Die kombinierten verwalteten Vermögen im Asset Management werden die UBS zum weltweit drittgrössten Asset Manager krönen.

Die «Too big to fail»-Risiken für die Schweiz werden trotz des risikoarmen Geschäftsmodells der UBS nicht eingedämmt, sondern sogar noch zunehmen. Alle systemrelevanten Banken haben schon vor Jahren ihre Testamente mit Abwicklungsregeln im Falle einer Pleite an die Aufsichtsbehörden einreichen müssen.

Aber die CS ist nicht pleite, weshalb diese Mechanismen nicht zum Zug kommen. Vor allem aber standen die Finma und der Bundesrat so stark unter internationalem Druck, dass sie diesen Schritt nicht wagten, denn ein solcher hätte sich als Brandbeschleuniger für die amerikanische und britische Bankindustrie erwiesen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Schweizer Polit-Versagen: Nicht der Bundesrat, nicht die SNB, sondern die UBS rettet die Credit Suisse"
  • hansj.

    In einer so komplizierten, vernetzten Welt mit all den Risiken und Spannungen kann man einfach keine ehemalige St. Galler Dolmetscherin als Quotenfrau zur Finanzministerin machen, noch dazu, als sie sich als herrschsüchtiges Wesen geoutet hat. Im Herbst sind Wahlen, wer da noch FDP wählt, dem sollte das Stimmrecht entzogen werden.

  • corse36

    Die CH rettet die US und UK-Banken. Und warum macht man das? Die angelsächsischen Spekulanten und Hochstapler müssten eliminiert werden. Lieber "höselet" unser BR den USA, UK und der EU lieber hinterher.

  • freelancer

    In wessen Diensten stehen diese Drei eigentlich?