Die FDP und ihr Parteichef Christian Lindner bemühen sich sichtlich, dass sie nach drei Wahlschlappen in drei Bundesländern ihr liberales Profil so schärfen, dass wieder irgendjemand weiss, wofür er die FDP wählen soll.

In diesem Prozess hat Lindner jetzt ein weiteres Thema für sich entdeckt: das Verbot eines Verbots.

Konkret geht es um das vom EU-Parlament jüngst gutgeheissene Aus für den Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2035. Lindner verkündet für die Bundesregierung, dass die Auto-Nation Deutschland da nicht mitmachen werde.

Um seine Haltung zu erklären, bemüht er das Argument der Technologie-Offenheit, die es zu bewahren gelte. Das ist richtig, hat nur den Schönheitsfehler, dass etwas Besseres als Elektromotoren derzeit nicht auf dem Markt ist und alle Technologie-Offenheit vermutlich das gleiche Ergebnis herbeiführen würde: Auch dann ginge es dem Verbrennungsmotor an den Kolben.

Treffender ist Lindners Argument, dass anderswo auf der Welt der Verbrennungsmotor weiter genutzt und damit fortentwickelt wird, während sich die deutsche Autoindustrie aus der Technologie verabschiedet.

Es droht damit eine Art Atom-Moment: Auch bei der Atomkraft haben die Deutschen frühzeitig das Aus beschlossen und sind nun bei der Renaissance dieser Energieerzeugungsform nicht mehr dabei.

Interessant wird es, wenn es in der Bundesregierung zum Schwur kommt: Die Grünen finden es nämlich im Gegensatz zu Lindner prima, was da aus Brüssel kommt. «Die Bundesregierung unterstützt vollumfänglich den Vorschlag, ab 2035 neue PKW und leichte Nutzfahrzeuge nur noch mit Null-Emissions-Antrieben zuzulassen», heisst es aus dem Haus der grünen Umweltministerin Steffi Lemke.

Damit ist die Lunte an einen Dauerstreit in der Koalition gelegt.

Dass das Thema explodiert, ist nicht unmittelbar zu befürchten. Es soll ja erst 2035 so weit sein. Als Entwicklungschef von Mercedes, Audi oder BMW hätte man sich allerdings mehr Klarheit gewünscht.

Die 3 Top-Kommentare zu "EU-Parlament will Diesel- und Benzin-Autos per 2035 verbieten. Wie schwerwiegend sind die Folgen für die Wirtschaft?"
  • gonzo der grosse

    Stellt euch mal das plastisch vor. Ferien-Reisezeit, Tankstelle Coldrerio im Tessin vor der Grenze. Autoschlangen tanken Benzin/Diesel im Minutentakt. Und jetzt im 2035 alles Elektrogöppel. Alle wollen noch an die Schnellladestationen aber dort geht es nicht minütlich sondern mindestens 20 bis 30 Minuten. Warten, warten, warten und das nach dem Stau am Gotthard. Und das Stromnetz ist belastet, glüht, bricht fast zusammen. Herr Glättli, soll das im Ernst unsere Zukunft sein?

  • Bischi49

    Die grosse Lüge heisst „Null Emissions Antriebe“. Mit dem nötigen Tunnelblick kann man dies natürlich locker behaupten, und da das nicht Wissen von ihrem Nichtwissen eine Tugend vieler Politiker ist, sogar glauben. Die Elektromobile haben ihren dicken ökologischen Fussabdruck bereits bei der Produktion hinterlassen. Aber eben, Politiker glauben ja auch, mit differenzierten Gedankengängen keine Wahlen gewinnen zu können und meinen, besser zu fahren, wenn sie dem grünen Narrativ nachschwänzeln.

  • Edmo

    Ganz ehrlich, der Elektromotor ist unschlagbar. Der Treibstoff in Batterien mit geringer Energiedichte und langer Ladezeit, sowie die abnehmende Verfügbarkeit von Strom bei zunehmender Elektrifizierung sind das Problem. Aber das schlimmste Problem sind völlig verblödete Politiker, die jeden Bereich des Lebens und der Wirtschaft mit haarsträubenden Massnahmen zu Tode regulieren wollen. Es gibt keinen Grund, Benzin- und Dieselmotoren zu verbieten. Das ist einfach nur ideologischer Schwachsinn.