Vanguard, der mit über 8000 Milliarden US-Dollar verwalteten Vermögen knapp vor Blackrock (7900 Milliarden) grösste Fonds-Anbieter weltweit, hat seinen Rückzug aus der Klima-Initiative angekündigt. Er begründet den Austritt aus der «Net Zero Asset Managers initiative» (NZAM) mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit in den Anlageentscheiden und Missverständnissen mit Anlegern.

Vanguard ist wie andere grosse Vermögensverwalter in den USA unter politischen Druck geraten: Die Republikaner haben die Nachhaltigkeit als «Empörungs-Thema» mit Blick auf die Wahlen 2024 lanciert. Sie betrachten den Zusammenschluss der grössten Vermögensverwalter zur «Net Zero»-Allianz als illegales Kartell. Die Republikaner werfen den Wertschriftenfirmen vor, eine geheime Agenda zu verfolgen, um die Gesellschaft umzubauen.

Der republikanische Senator Thomas Bryant Cotton (Arkansas) hat Anfang Dezember 2022 einen politischen Gesetzesentwurf eingebracht, der die von der Regierung Biden geplante Inkraftsetzung neuer Anlageregeln für Pensionskassen verhindern will. Bidens Leute wollen den Pensionskassen erlauben, Umwelt- und Rassismusaspekten (ESG) gegenüber der Rentabilität der Kapitalanlagen Priorität einzuräumen. Konkret geht es um den fünften Abschnitt im achten Kapitel der vom US-Arbeitsministerium festgelegten Anlageprinzipien, die sich mit dem Vorsichtsprinzip, der Loyalität und den Aktionärsrechten befassen.

Die Problematik besteht darin, dass nicht alle Versicherten die gleichen Werte teilen. Ein Teil würde an Generalversammlungen anders abstimmen, als es die ESG- und Rassenidealisten wünschen. Eine schlechte Performance der PK-Manager könnte inskünftig simpel mit «idealistischen Gewinnen» schöngeredet und kaum noch eingeklagt werden. Diese Thematik ist auch in der Schweiz mit der Abtretung von Stimmrechten an ideologisch linksgeprägte Stimmrechtsvertreter vorhanden, deren Abstimmungsverhalten nicht von allen Versicherten oder Fondsinhabern geteilt wird.

Der zweite Grund für die Verabschiedung aus dem NZAM ist wohl die Angst vor Kundenverlusten. Es sind vor allem staatliche Pensionsfonds aus republikanischen Staaten (Florida, Missouri, Louisiana, Texas), wo die fossile Energiegewinnung teils eine grosse Rolle spielt, die den Abzug von Geldern von Managern, die eine strikte ESG-Politik verfolgen, angedroht oder bereits angekündigt haben. Auch Banken wie Goldman Sachs, JP Morgan Chase, Morgan Stanley oder Citigroup sind bereits ins Visier von Politikern geraten.

Zahlreichen angedrohte Untersuchungsausschüsse gegen rund ein Dutzend Wertschriftenfirmen, die Nachhaltigkeit in ihrer Werbung proklamieren, aber in Tat und Wahrheit wenig dafür tun (greenwashing), haben den Druck weiter erhöht.

Auch einige Schweizer Banken – vorab die Grossbanken, Swisscanto und grosse Privatbanken – gehören zu den 291 Asset-Managern mit 66.000 Milliarden Dollar unter Management, die sich dem NZAM-Kartell angeschlossen haben. Durchaus denkbar, dass auch sie eines Tages zu Hearings in den USA vorgeladen werden. Und der amerikanische Fiskus wird sich erneut über Strafzahlungen von Schweizer Banken freuen.