Die Aargauer Kantonalbank (AKB) gehört zu 100 Prozent dem Kanton. Das 1913 gegründete öffentlich-rechtliche Geldinstitut wird von einem neunköpfigen Bank-Rat aus lauter Männern beaufsichtigt – der auf Antrag des Regierungsrats durch den Grossen Rat gewählt wird.

Wir halten also fest: Die Bank von Staates Gnaden ist ein Abbild der Menschen, Meinungen und Märkte in diesem Kanton. Im Aargau gibt es drei Atomkraftwerke, Beznau 1 und 2 sowie Leibstadt. Ein geplantes Verbot von Ölheizungen hatte im Aargau keine Chance, der Souverän schickte sowohl die CO2-Vorlage wie auch das Energiegesetz, mit dem die Aargauer Bundesrätin Doris Leuthard die energiepolitische Zukunft und Versorgungssicherheit der Schweiz auf den Scheiterhaufen brachte, klar bachab.

Wir halten also fest: Der Kanton kassiert Steuermillionen von der Energiewirtschaft – auch die Swissgrid, die nationale Netzgesellschaft für den Betrieb und die Überwachung des Schweizer Übertragungsnetzes, residiert im Aargau. Die Strombranche im Kanton bietet Tausenden von Arbeitnehmern Brot und Lohn – man ist also gegenseitig auf sich angewiesen.

Nun hat die Aargauer Kantonalbank neue Kriterien für die Kreditvergabe an Unternehmen etabliert und schwurbelt in einer Medienmitteilung: «Der Finanzsektor ist ein wichtiger Unterstützer des Wandels hin zu mehr Nachhaltigkeit. Bis heute gibt es keine einheitliche Marktpraxis, um Nachhaltigkeits-Themen in der Kreditvergabe einzubeziehen. Die AKB übernimmt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle und macht aus Überzeugung erste Schritte.»

Die Schönschreiberei hat einen Effekt: Die AKB wird künftig, im Energiekanton Aargau, keine Kredite mehr an Firmen vergeben, die neue Kernkraftwerke planen; bei Unternehmen mit Beteiligungen an Kernkraftwerken verlangt die Bank klare Strategien zur Reduktion des Atomstromanteils. Projekte mit fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl oder Gas – im Kanton steht auch eine Testanlage für neue Gasturbinen, die momentan mehr Strom produziert als die beiden Atomreaktoren im KKW Beznau – werden ebenso boykottiert wie Projekte im Bereich der Gentechnik.

So also geht das, wenn eine Staatsbank die Leitlinien der Politik bestimmt. Und keine Ahnung davon haben will, wie weit Forschung und Wissenschaft in der Entwicklung neuer nuklearer Energieprodukte sind.

Die 3 Top-Kommentare zu "Wie eine Staatsbank Politik macht, statt umgekehrt: Im Energie-Kanton Aargau schiesst die Kantonalbank eine ganze Branche ab"
  • erwe8

    Es ist zu hoffen, dass alle Firmen und Private die wissen was Strom bedeutet, ihre Konten bei dieser "kranken" Bank auflösen und zu einem wirtschaftsfreundlicheren Geldinstitut wechseln. Die AKB kann dann ihre Tore schliessen und spart so viel Energie, Ironie off

  • grobbettina

    Das Unwort des Jahres: Nachhaltigkeit

  • Bischi49

    Zum Glück gibt es noch andere potentielle Kreditgeber.