Im Juni hat das Schweizer Stimmvolk das Klimaschutzgesetz angenommen und damit grünes Licht für 3,2 Milliarden Franken an Fördergeldern gegeben. Diese sollen in den nächsten zehn Jahren für klimaschonende Heizungen und CO2-effiziente Technologien eingesetzt werden. Vor der Abstimmung wurden die Milliardenausgaben zwar kritisiert. Doch es setzte sich die Überzeugung durch, dass sich Investitionen in den Klimaschutz immer lohnen. Schliesslich geht es um die Zukunft unserer Kindeskinder, oder?

Doch das Netto-null-2050-Ziel zu erreichen, kostet – und das nicht zu knapp. Das Beratungsunternehmen McKinsey sprach letztes Jahr von 275 Billionen Dollar, die dazu bis 2050 notwendig sind.

 

Optimum bei plus 3,5 Grad

Klimaökonomen kommen zu unterschiedlichen Resultaten, ob sich solch horrend hohe Ausgaben lohnen. Der Brite Nicholas Stern errechnete 2006, dass die Bekämpfung des Klimawandels nur 1 bis 2 Prozent der Weltwirtschaftsleistung kostet, während eine ungebremste Erwärmung wegen Klimaschäden zu Verlusten zwischen 5 und 20 Prozent führt.

Demgegenüber kam der amerikanische Wirtschafts-Nobelpreisträger William Nordhaus zum Schluss, dass das ökonomische Optimum bei einem Temperaturziel von plus 3,5 Grad liege. Bei diesem Wert sei die Summe der Kosten der erwartbaren Klimaschäden und des Klimaschutzes am geringsten. Eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 oder 2 Grad wäre folglich massiv schädlich.

Doch selbst wenn Investitionen in den Klimaschutz mehr Nutzen als Verluste bringen, muss zwingend eine andere Frage geklärt werden: Gibt es Möglichkeiten, das Geld sinnvoller einzusetzen und mehr Nutzen für das Wohlergehen der Menschheit zu stiften? Denn so schmerzlich es ist: Jeder Dollar oder eben jeder Franken kann nur einmal ausgegeben werden.

Hierzu liefert Björn Lomborg in seinem neuen Buch «Best Things First» einschlägige Zahlen. Abgestützt auf systematische Kosten-Nutzen-Analysen, zeigt der dänische Statistiker, welches die zwölf lohnendsten Strategien sind, um das Los der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung zu verbessern. Zahlreiche Top-Ökonomen haben Lomborg dabei geholfen.

Zu den besten Massnahmen zählen etwa die Bekämpfung von Tuberkulose und Malaria, die Versorgung von Neugeborenen mit Vitaminen und Nährstoffen, die Verbesserung der Schulbildung durch Abgabe moderner Lernsoftware, die Digitalisierung des staatlichen Beschaffungswesens oder die Förderung des Freihandels. Lomborg belegt, dass bei solchen Massnahmen der monetarisierte Nutzen die Investitionen im Schnitt um das 52-Fache übersteigt – ein unglaublich hoher Wert. Der Schutz des Klimas schafft es dagegen bei weitem nicht auf die Liste der lohnendsten Strategien.

Mit jährlich 41 Milliarden Dollar an zusätzlichen Mitteln könnten pro Jahr 4,2 Millionen Menschen vor dem Tod gerettet werden, rechnet der Däne vor. 41 Milliarden sind zwar viel Geld, aber schon heute werden jährlich 211 Milliarden Dollar für staatliche Entwicklungshilfe ausgegeben. Weitere 485 Milliarden an Hilfsgeldern kommen von Philanthropen allein aus den USA.

Vor allem sind 41 Milliarden Dollar ein Schnäppchen im Vergleich zu den 1700 Milliarden Dollar, die jährlich für die Förderung erneuerbarer Energie aufgewendet werden. Dabei ist der Nutzen dieser schwindelerregenden Summe für das Klima fraglich, verharrt doch der Anteil der fossilen Energieträger fast unverändert bei weltweit über 80 Prozent. Insgesamt zeigen Lomborgs Analysen, dass es geradezu verantwortungslos ineffizient ist, allzu viel Geld in den Klimaschutz zu stecken. Die Ärmsten der Welt hätten so viele drängendere Probleme zu lösen.

Alex Reichmuth ist Redaktor beim Nebelspalter.