Wenn das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) bei der Landesverteidigung genauso unglücklich kämpft wie gegen die NZZ, wäre es am besten, wenn die Schweiz von jeder Gegenwehr Abstand nimmt. Was Kriegsgurgel Georg Häsler dazu sagt?

Aber der Reihe nach. Am 29. Oktober meldete die NZZ:

David Biner deckte auf:

«Brigitte Hauser-Süess lässt sich ihre letzten Monate im Berufsleben vergolden. Ihr Beratermandat für die Bundespräsidentin Viola Amherd dauert von Oktober bis Ende Jahr. Für diese drei Monate haben sich die beiden auf ein Kostendach von 97.000 Franken geeinigt. Der Auftrag umfasst 70 Arbeitstage zu einem Tagesansatz von pauschal 1140 Franken. Dazu kommen Spesenentschädigungen in Höhe von 5000 Franken sowie Sozialversicherungsbeiträge von (maximal) 12.000 Franken. Dies geht aus dem Mandatsvertrag hervor, den die NZZ gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz (BGÖ) einsehen konnte.»

Interessant auch das Detail, dass das VBS die Zahlen erst unter dem Zwang des Öffentlichkeitsgesetzes herausrückte. Dann noch etwas Kopfrechnen für Anfänger: «Mit diesem Ansatz kommt Hauser-Süess gesamthaft auf eine Vergütung von monatlich gut 32.000 Franken. Auf das Jahr gerechnet (mal 13) würde das einen Betrag von gut 420.000 Franken ausmachen.»

Maliziös beschreibt die NZZ zudem, wie sich das VBS zunächst dagegen sträubte, die Zahlen herauszurücken. Damit verdiene die Beraterin – aufs Jahr hochgerechnet – sogar mehr als der US-Präsident. «Wenig finanzpolitisches Fingerspitzengefühl» wirft die alte Tante der Bundespräsidentin und dem Selbstverteidigungsministerium vor.

So nicht, keifte das VBS in einer «Richtig- und Klarstellung» zurück. Die nun an unfreiwilligem Humor nicht zu überbieten ist. Einleitend fährt das Departement schweres Geschütz gegen den Bericht auf: «Dabei stellt die NZZ falsche Berechnungen auf und zieht auf diesen unwahren Grundlagen tatsachenwidrige Rückschlüsse. Gleichzeitig wirft sie mit diesen irreführenden Darstellungen dem VBS Desinformation vor.»

Dagegen rechnet das VBS selbst nach und fasst zusammen: «Dies ergibt ein gesamtes Kostendach von 97.000 Franken für die Dauer von drei Monaten.» Also genau das, was die NZZ auch geschrieben hat. Aber offenbar lebt das VBS in einer anderen Welt: «Die Berechnungen der NZZ sind somit komplett falsch und nicht nachvollziehbar.»

Hä? VBS und NZZ kommen auf haargenau die gleiche Zahl, aber die der Zeitung liege komplett falsch? Also wenn VBS und NZZ gemeinsam darstellen, dass zwei plus zwei vier ergibt, dann stimmt das beim VBS, aber bei der NZZ nicht?

Das VBS ist auf Krawall gebürstet und zetert weiter: «Den Vorwurf der Desinformation, den die NZZ erhebt, weist das VBS aufs Schärfste von sich. Umgekehrt hat die NZZ wider besseres Wissen falsche Berechnungen publiziert. Das VBS hatte dem Journalisten mitgeteilt, dass die Entschädigungen auf der Lohnklasse der bisherigen Lohnklasse basiert. Dies hat das VBS anschliessend mit Offenlegung der Vertragsbedingungen auch mit Zahlen unterlegt.»

«Mit Zahlen unterlegt» ist hingegen eine putzige Formulierung dafür, dass das VBS nach anfänglichem Sträuben dazu gezwungen wurde, die Zahlen herauszurücken.

Nun handelt es sich hier nicht um eine Gemeindekanzlei, die leicht überfordert und ranzig versucht, einen ihr unangenehmen Bericht zu dementieren. Sondern es handelt sich um das Departement, von dem im Notfall die Verteidigung der Schweiz abhängt.

Wenn das aber offensichtlich gaga ist, Feind und Freund verwechseln würde, Ukrainer für Russen hielte und umgekehrt, dann sollte die Schweiz das störende Rot aus der Landesflagge entfernen. Und präventiv die weisse Flagge schwenken, sollte sie jemand auch nur böse anschauen. Denn mit einem solchen Verteidigungsministerium ist kein Krieg zu gewinnen.

In eigener Sache: NZZ-Redaktor David Biner wechselt per 1. Dezember zur Weltwoche. Die Redaktion.