Markus Söder ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Politik: Auf ihn ist Verlass. Man kann sich darauf verlassen, dass das, was er heute sagt, morgen nicht mehr gelten muss.

Mal hängte der CSU-Chef Kruzifixe in Klassenzimmer, mal umarmte er Bäume und rettete Bienen. Nach Fukushima forderte er einen Ausstieg aus der Kernenergie («Japan verändert alles»); als die Meiler vom Netz gingen, verlangte er ihren Weiterbetrieb.

Daran sollte man denken, wenn man sich Söders Gelübde vor Augen führt, dass es mit ihm keine Koalition mit den Grünen im Bund geben werde: «Da bin ich ganz felsenfest klar.»

Klar ist gar nichts. CDU-Chef Friedrich Merz hält sich alle Optionen offen, auch zu den Grünen. Er hat ja nur linke Partner, solange die Brandmauer zur AfD steht.

Und was will Söder tun, um Schwarz-Grün zu verhindern? Die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU verlassen – und einen Regierungswechsel verhindern?

Umstände, Staatswohl, Stabilität – es gibt viele Vokabeln, mit denen er einen Meinungswechsel begründen kann. Oder er recycelt, womit er seine Atomwende rechtfertigte: «Die Zeit war eine andere.»