Unsere Journalisten fiebern förmlich mit den jungen Menschen mit, die in China gegen die restriktive Pandemie-Politik der Regierung auf die Strasse gehen. Sie finden es grossartig, wenn im Land der Mitte Protestierende ihren Unmut gegen das Regime des Diktators Xi Jinping lautstark zum Ausdruck bringen.

Alles schön und gut. Es war und ist in der Tat unerfreulich, wenn dieser Staatschef seine Bevölkerung bei jedem lokalen Neuausbruch von Covid-19 in den Wohnungen einsperrt, die Wirtschaft lahmlegt und eine neue Armut riskiert.

Nur stellt sich die Frage: Wo blieb die Kritik unserer Medien, als unsere Behörden strenge Lockdowns befahlen, die Schulen, die meisten Läden, Dienstleistungen, Gaststätten, Kirchen und Freizeitbetriebe schlossen? Als der Bundesrat das öffentliche Leben massiv einschränkte, viele Grundrechte ausser Kraft setzte, die Grenzen schloss und ohne Parlament und Volk durchregierte?

Wo blieb der mediale Aufschrei, als die Bürgerinnen und Bürger aufgefordert wurden, zu Hause zu bleiben? So gut wie kein Pieps war bei uns in jenen Blättern zu vernehmen, die jetzt die protestierenden Chinesen so euphorisch feiern.

Im Gegenteil: Wer sich hierzulande den obrigkeitlichen Zwangsmassnahmen widersetzte, wer für seine Rechte demonstrierte und trotz Versammlungsverbot auf die Strasse ging, wurde von den Medien als Ignorant, Corona-Leugner, Ketzer, Aufwiegler oder Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt.

Stattdessen jubelten unsere öffentlich-rechtlichen wie privaten Medien allen jenen wissenschaftlichen und politischen Koryphäen zu, die immer noch strengere Anti-Covid-Massnahmen forderten. Das Wort Diktatur ist für China erlaubt. Für die Schweiz, Deutschland oder Österreich ist es aber absolut verboten.