Viele Grünen-Politiker haben dem 1. April mit Vorfreude entgegengesehen: Dann gehen gleich fünfzehn Kohlekraftwerks-Blöcke auf einen Schlag vom Netz, sieben Braunkohle-Meiler, acht Steinkohle-Verstromungs-Anlagen.

Vor fast genau einem Jahr gingen die letzten drei deutschen Kernkraftwerke vom Netz. Diesen politischen Akt setzte Robert Habeck damals als krönendes Finale der grünen Anti-Atom-Politik durch. Die Kohle-Abschaltung im Gigawatt-Bereich begründet er mit der Notwendigkeit, Deutschland auf den «1,5-Grad-Pfad» zu bringen. Diesem Ziel ordnet er alles unter – auch die Versorgungssicherheit.

Nach Ostern reitet Deutschland energietechnisch auf einer Rasierklinge. Denn bis jetzt gibt es weder die versprochenen neuen Gaskraftwerke, die einspringen sollen, wenn Sonne und Wind nicht liefern, noch Grossspeicher für Strom.

Habecks nur halbheimliche Hoffnung ruht darauf, dass Deutschlands Stromverbrauch durch den Abbau der Industriearbeitsplätze weiter sinkt.

Sein Kalkül scheint aufzugehen: BASF, der grösste Chemiekonzern des Landes, kündigte einen weiteren Stellenabbau am Stammsitz Ludwigshafen an. Beim Autozulieferer Bosch stehen 12.000 Arbeitsplätze auf der Kippe. Der angeschlagene Solarzellen-Hersteller Meyer-Burger gibt sein Werk in Freiberg auf, um sein Glück in den USA zu suchen.

Sollte der Politiker tatsächlich schneller Kraftwerkskapazitäten vernichten, als die Industrie sich davonmacht, und damit einen Blackout provozieren, dann dürfte das Schrumpfen der Wirtschaft anschliessend noch viel schneller gehen.

«Deutschland», meinte Habeck kürzlich, «ist zum ersten Mal auf Kurs. Ich habe es auf Kurs gebracht.»