Allerspätestens als Campino sich in Frack und Seite an Seite mit Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier zeigte – Anlass war ein Staatsbankett für König Charles in Schloss Bellevue – war klar: Hier versteht sich einer auf Kuscheln mit dem System. Anders gesagt: Der Sänger der «Toten Hosen» hat den Punk in sich längst beerdigt, auch wenn er eh nie eine hochriskante Schiene fuhr.

Subversives gibt’s jetzt dort, wo sonst nur Bacherl und Brückerl besungen werden, wo Humtata und Tätärä für schunkelfreudige Stunden sorgen: Volksmusik-Barde Heino sorgt mal wieder für Schlagzeilen, weil er gegen den Moralkodes von Correctiv & Co ansingt.

In einem Bierzelt auf dem Münchner Oktoberfest stimmte er vor wenigen Tagen Partyhits an, die beim Mainstream mindestens Schnappatmung auslösen. «Heino singt diskriminierende Songs auf der Wiesn», empörte sich unter anderem der Focus.

«Blau blüht der Enzian» ging gerade noch so durch. Aber dann performte Heino auch den Hit «Layla» sowie das volkstümliche Lied «Lustig ist das Zigeunerleben» – Songs, die viele Musiker längst in den Giftschrank verbannt haben, um ja nicht den Antifeminismus- beziehungsweise Nazi- Stempel aufgedrückt zu bekommen.

Allein: Niemand im Publikum buhte oder rief sofort bei Nancy Faeser an. Im Gegenteil. Die rund 3500 Festzeltbesucher seien textsicher und schunkelnd bei der Sache gewesen wie Heinos Manager Helmut Werner der Krone-Zeitung berichtete. Indes machte Heino bereits in zig Interviews deutlich, dass er sich von niemandem nichts, aber auch gar nichts vorschreiben lasse.

Ist Heino nun Deutschlands neuer Punk?

Viel Konkurrenz hat er jedenfalls nicht. Helene Fischer, Herbert Grönemeyer und wie sie alle heissen, haben hinreichend gezeigt, dass sie ihr Fähnchen nur allzu gerne nach dem Regierungswind hängen.