Wenn die Schweiz ihre guten Dienste im Ukraine-Konflikt anbieten möchte, muss sie neutral bleiben. Eine Teilnahme an Sanktionen wegen Moskaus Angriff auf einen souveränen Staat wäre da kontraproduktiv.
Die Chancen auf eine erfolgreiche Vermittlung stehen aber ohnehin nicht gut. Und bei der Frage, ob Bern bei wirtschaftlichen Zwangsmassnahmen gegen Russland mitmachen soll oder nicht, gibt es noch andere Punkte zu beachten.
Erstens heisst neutral sein juristisch gesehen vor allem, sich selbst nicht am Kriegsgeschehen zu beteiligen und die Kriegsparteien «im Hinblick auf den Export von Rüstungsgütern gleichzubehandeln».
Die Teilnahme an Wirtschaftssanktionen wegen des flagranten Bruchs des Völkerrechts durch Moskau ist durch das Neutralitätsrecht aber zweitens nicht verboten.
Falls Bern bei Sanktionen ausschert, würde das in Europa drittens kaum verstanden. Es würde die Schweiz noch mehr isolieren.
Zudem könnte die Nichtteilnahme an Finanzsanktionen viertens dazu führen, dass Russland versuchen würde, diese auch via Schweiz zu umgehen. Das wiederum würde Vergeltungsmassnahmen der USA nach sich ziehen.
All das spricht für eine beherzte Aussenpolitik. Wer Neutralität als Duckmäuserei versteht, solidarisiert sich stillschweigend mit dem Aggressor.