Blick nach Peking.
In Peking beginnen am kommenden Wochenende meine dritten Olympischen Spiele als Präsident von Swiss Olympic, die elften insgesamt. Ich erlebe die Chinesen als zuverlässige Organisatoren, die alles machen, um den Anlass unter schweren Bedingungen reibungslos über die Bühne zu bringen. Aber sie machen es auf ihre eigene Art.
Wenn Sie mich fragen, ob eine Verschiebung nicht vernünftiger gewesen wäre, kann ich sagen: Als dies noch möglich gewesen wäre, sah die pandemische Situation deutlich besser aus als jetzt, und Omikron war noch kein Thema. Und als diese Gefahr auftauchte, war es für eine Verschiebung zu spät. Deshalb müssen wir nun alles daransetzen, die Spiele so reibungslos wie möglich durchzuführen.
Im Sport ist man es gewohnt, Regeln einzuhalten – aber jetzt mit Covid sind es komplett neue Regeln, fast wie eine neue Sportart! Das Jammern über Tatsachen bringt uns dabei aber nicht weiter. Gefragt sind jene, die sich am besten mit der neuen Situation arrangieren können und dabei den Fokus nicht verlieren.
Längerfristig geht es aber auch darum, wieder zur Normalität zurückzufinden. Ich würde mir wünschen, dass dies schon 2024 in Paris der Fall ist – oder spätestens 2026 in Mailand und 2028 in Los Angeles.
Ich fliege in der Nacht auf Donnerstag nach Peking. Der Direktor von Swiss Olympic, Roger Schnegg, reiste letzte Woche und der Missionschef Ralph Stöckli am 22. Januar. Wir haben die Führungscrew bewusst gestaffelt geschickt, damit wir auf allfällige Ausfälle innerhalb des (Führungs-)Teams reagieren könnten. Untergebracht bin ich im «Olympic Family Hotel» – später disloziere ich nach Yanqing, wo die Wettkämpfe der Alpinen sowie gut erreichbar diejenigen in Bob, Skeleton und Schlitteln ausgetragen werden.
Theoretisch hätte ich mit meiner Akkreditierung Zutritt zu den Athletendörfern. Ich werde aber aus Vorsicht und Respekt gegenüber den Athletinnen und Athleten keinen Gebrauch von diesem Recht machen. Denn es geht nun vor allem darum, das Risiko von Ansteckungen bei den Sportlerinnen und Sportlern zu minimieren. Und vor diesem Hintergrund hat der Präsident von Swiss Olympic bei den Athleten nichts zu suchen – solange alles normal läuft zumindest. Grundsätzlich kann man sagen: Wenn der Präsident bis zur Rückkehr in die Schweiz nicht in Erscheinung tritt oder treten muss, ist dies ein gutes Zeichen. Denn oft ist er vor allem als Krisenmanager bei unvorhergesehenen Ereignissen gefordert.
Im Vorlauf auf Peking waren in den Medien immer wieder die goldenen Tage von Sapporo 1972 ein Thema – unter anderem mit der legendären Rivalität zwischen Roland Collombin und Bernhard Russi. Dieses Duell spiegelt für mich die Faszination der olympischen Ringe wie kaum etwas anderes. Wir müssen alles daransetzen, dass auch die heutige Jugend dieses Gefühl wieder erlebt. Denn letztlich sind Olympische Spiele die Basis von vielem, was im Sport geschieht – überdies als Lebensschule auch für alle anderen Bereiche der Gesellschaft: Höchstleistung, Respekt, Freundschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die Olympischen Spiele lassen sich nicht nur auf die rund 170 Sportlerinnen und Sportler reduzieren, die unser Land in den kommenden zwei Wochen in China vertreten. Am Anfang waren es Hunderte von Athleten, die auf eine Teilnahme gehofft hatten. Den Traum von Olympia träumen sogar Tausende. Und auch sie stehen für Olympia – und die grosse Leidenschaft, die hinter diesem grandiosen Anlass steckt. Leidenschaft ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen; es geht um leiden und schaffen – was im Sport auch hart arbeiten und durchbeissen bedeutet.
Ich bin der festen Überzeugung, dass mit dem Entfachen der olympischen Flamme und den ersten erfolgreichen Einsätzen der Schweizer Delegation auch die Menschen in der Heimat die olympische Begeisterung spüren werden. Unsere Athletinnen und Athleten sind auf jeden Fall hervorragend vorbereitet und bereit, für grosse Emotionen und Leistungen zu sorgen – und den Schweizern Freude zu bereiten. Das tut immer gut – und in Zeiten von Covid ganz besonders.
Der Winterthurer Drogist Jürg Stahl sass zwischen 1999 und 2019 für die SVP im Nationalrat, den er 2017 präsidierte. Seit 2017 ist er Präsident von Swiss Olympic, er wurde Ende 2020 für eine zweite Amtsdauer bestätigt.
Es ist nicht ersichtlich, wieviel Herr Stahl für seine Präsidentschaft im Detail bekommt, da nur der gesamte Exekutivrat der mit 17 Mitgliedern mit total 297'000 Franken entschädigt wird, ersichtlich, ergo dürfte sich das für Herrn Stahl in einem angemessenen Rahmen bewegen . Die Geschäftsführung bestehend aus 6 Mitgliedern bekommt da schon einiges mehr mit 1.194 Mio . Die Einnahmen von Swiss Olympic aus der öffentlichen Hand betragen satte 181 Mio ( davon 46 Mio von der Sport-Toto-Gesellschaft)
In Zeiten von Lügen und Propaganda kann keine "Qurantäne-Olypmiade" begeistern.
Herr Stahl mag ein bisschen recht haben. Wenn sich jedoch Menschen drei Wochen in Quarantäne begeben müssen oder sich auf Druck impfen lassen, hat dies für mich nicht mit Respekt, Freundschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl zu tun. Bis jetzt ist bei mir das Olympia-Virus noch nicht spürbar. Dieser Artikel hat es auch nicht geschafft, bei mir das olympische Feuer zu entzünden. Der Freedom Day oder der Convoi in Kanada lösen bei mir momentan mehr Emotionen aus.