Olaf Scholz ist ein Meister der politischen Vernebelungssprache. Keiner kann so gut mit vielen Worten nichts sagen.

Diese Meisterschaft erfordert Routine und einen Setzkasten passender Floskeln – und hier lauern Fallen.

Denn wenn man gar nicht mehr vor dem Sprechen nachdenkt, entstehen schnell jeglichen Sinns entleerte oder höchst zweifelhafte Sätze.

Wie gerade bei Scholz. In einem Interview rief er die Bürger zum Schutz der Juden im Land auf. Das sei eine Frage von Zivilcourage, meinte er – und machte es damit auch nicht klarer.

Was meint er? Jeder Bundesbürger nimmt einen Juden unter seine Fittiche und begleitet ihn auf Schritt und Tritt? Bürger sollen nachforschen, wer Davidsterne auf Fassaden schmiert, und die Täter gegebenenfalls zur Rechenschaft ziehen?

Selbstjustiz? Bürgerwehren?

Zur Erinnerung: Der Staat und seine Organe sind für Sicherheit und Schutz aller Bürger im Land verantwortlich. Daher hat er auch das Gewaltmonopol.

Falls der Kanzler glaubt, dass er das nicht mehr schafft, dann sollte er gehen.