ETH-Wissenschaftlerin Tanja Stadler, Präsidentin der Corona-Task-Force, hat sich mit ihren regelmässigen Auftritten bei den Points de Presse im Berner Medienzentrum den Ruf einer Kassandra, also einer Unheilsbotin, erworben. Sie liefert dann, gestützt auf ihre Modellrechnungen, jeweils eine Analyse der Situation, und die ist meistens zappenduster.

Leider kann man sich selten auf Stadlers Einschätzungen verlassen.

Vor dem Jahreswechsel verkündete sie, dass eine Omikron-Wand auf die Schweiz zukomme und dass die Spitäler dadurch noch mehr ans Limit kämen.

Vor einer Woche warnte sie erneut vor der Monsterwelle, die im Januar bis zu 30 Prozent der gesamten Bevölkerung erwischen könnte.

Tatsache ist: Die Fallzahlen sind hoch, aber die Spitäler kollabierten indessen nicht. Im Gegenteil: Die Anzahl Hospitalisationen ging sogar zurück.

Am Dienstag vollzog Stadler deshalb eine Kehrtwende. Nun liess sie durchblicken, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle womöglich schon vorbei sei.

Selten haben Wissenschaftler, freilich immer im Konjunktiv, so viel Unsinn verbreitet, ohne dass sie dafür die Konsequenzen tragen mussten.

Denn dass Stadler mit ihren Prognosen wiederholt danebenlag, ist das eine. Das andere ist, dass sie mit ihren unsicheren und wackligen Modellrechnungen die Massnahmen-Entscheide der Regierung mit beeinflusst hat. Und das ist ärgerlich.