Man wirft Donald Trump vor, dass er die internationale Ordnung zertrümmert. Falsch. Er muss gar nichts tun. Diese Ordnung löst sich von allein auf. Trump hat dies nur erkannt und handelt danach.

Verlierer sind die Europäer. Es ist ihre Ordnung, die verschwindet. Der Absturz ist so schmerzhaft, weil sie sich bis zuletzt an die Fiktion politischer, wirtschaftlicher und moralischer Überlegenheit geklammert haben.

Trump macht aus seiner Verachtung für Europa keinen Hehl. Er hielt es nicht für notwendig, die Europäer über sein Gespräch mit Wladimir Putin zu informieren, geschweige denn sie zu konsultieren. Wenn sie Glück haben, wird man für sie einen Katzentisch in die Ecke des Verhandlungssaales schieben. Den können sie sich mit der Ukraine teilen.

Treffen will Trump den Kremlchef in Saudi-Arabien. Früher wären sie nach Finnland oder in die Schweiz gefahren. Passé. Beide Länder haben ihre Neutralität weggeworfen – das eine faktisch, das andere de facto.

Nicht auszuschliessen ist sogar, dass die Truppen, die den Frieden in der Ukraine garantieren, aus Indonesien, Nigeria und Brasilien kommen. Soldaten aus Afrika, Asien und Lateinamerika sehen in Europa nach dem Rechten? Grausamer kann Symbolik nicht sein.

Europa hatte eine lange Blütezeit, doch sie ist vorbei. Der Kontinent ist alt, arm, ausgebrannt, von ihm gehen keine Impulse aus. Nicht ökonomisch, nicht politisch, nicht technologisch.

Das ist nicht schlimm, das liegt in der Natur der Sache. Nichts und niemand bleibt ewig jung und kräftig. Oswald Spengler hat es in seinem «Untergang des Abendlandes» schon skizziert.

Man muss es nur akzeptieren, dann haben auch die Europäer eine Zukunft. Und sei es als Fremdenführer, die Facharbeitern aus Schanghai, Mumbai oder Lagos ihre Schlösser, Burgen und Kathedralen zeigen.