Christine Lambrecht verdient gewiss Kritik. Als Ministerin ist sie eine Fehlbesetzung – was an Olaf Scholz’ Kabinettstisch freilich kein Alleinstellungsmerkmal ist.

Nun aber fällt man zu Unrecht über sie her. Denn über ihr geschmähtes Neujahrsvideo lässt sich eigentlich nur Gutes sagen.


Als Verteidigungsministerin wählte sie den passenden Hintergrund: Die Front. Es pfiff, krachte und donnerte. Gut, es war nicht der Donbass. Aber in Berlin wurden schliesslich wenigstens «bürgerkriegsähnliche Zustände» festgestellt.

Spass beiseite: Lambrecht zeigte sich als normale Person. Ungeschönt, ungestylt, eine Frau, die ihrem Enkel das Smartphone in die Hand drückt: Mach mal!

Zugegeben, es war unprofessionell. Annalena Baerbock wäre die Sache anders angegangen: Mit professioneller Hilfe für 7500 Euro im Monat. Auch eitlen Selbstdarstellern wie Robert Habeck oder Christian Lindner wäre so ein Lapsus nicht unterlaufen.

Was wollen wir? Menschen aus Fleisch und Blut? Oder geschminkte Promi-Puppen?

Sollte Lambrecht über das Video stolpern, wäre es ein Armutszeugnis für die politische Kultur in Deutschland.

Es wäre der Sieg des Scheins über das Sein.