Es ist auf den ersten Blick ein Wahl-Flyer, wie ihn jede Partei unter die Leute bringt. Aber derjenige der AfD vor den Neuwahlen vom 23. Februar enthält eine versteckte Botschaft. Davon sind jedenfalls ihre Gegner überzeugt – und die Medien stürzen sich begierig auf die These.

Um das angeblich so schockierende Resultat zu erhalten, muss man sich allerdings sehr viel Mühe geben. Der mehrseitige Flyer soll, wenn man die richtige Seite bei passenden Verhältnissen gegen das Licht hält, die AfD-Kanzlerkandidatin mit einem kleinen Schnäuzchen zeigen. «Adolf Weidel» gewissermassen.

Entdeckt hat das der CDU-Abgeordnete Tilman Kuban, der seinen Fund umgehend per Videoclip dokumentierte.

Im konkreten Fall wirft das Fenster eines Hauses, vor dem eine glückliche Familie steht, einen dunklen Fleck unter die Nase von Alice Weidel, deren Porträt auf der anderen Seite abgebildet ist.

Der besagte CDU-Mann ist überzeugt, die AfD habe das bewusst gemacht, um so «noch die letzten Nazi-Wähler abzuholen».

Die These hat einige Lücken. Erstens ist gemäss ihren Gegnern die AfD ja ohnehin schon die erste Wahl aller Nazis in Deutschland. Jedenfalls wird das dauernd suggeriert. Wozu also der Aufwand?

Und zweitens: Die besagten «Nazi-Wähler», so es sie überhaupt gibt, müssten zuerst mal genau so verzweifelt nach dem passenden Lichteffekt suchen. Denn man findet diesen wirklich nur, wenn man sich genügend Zeit nimmt und erst noch ins pralle Gegenlicht blicken möchte.

In der Tat: Hält man doppelseitig bedrucktes dünnes Papier gegen eine Lichtquelle, können Elemente der hinteren Seite auf die vordere durchschimmern.

Man kann es also auch positiv sehen: Der Bundestags-Hinterbänkler Tilman Kuban hat auf diese Weise immerhin Nachhilfe in elementarer Physik auf Grundschulstufe erhalten.