Weltwoche: Wer ist ein Mensch, der zu Unrecht verdammt wird?

Annette Fetscherin: «Verdammt» ist ein grosses Wort. Zu Unrecht verurteilt wurde die deutsche Fünfkämpferin, die, völlig überfordert, bei Olympia mit ihrem Pferd nicht zurechtkam. Und dann als Tierquälerin beschimpft wurde. Da suche ich das Problem im System, nicht bei ihr.

Weltwoche: Wo werden Sie am liebsten gestreichelt?

Fetscherin: Im Gesicht und an der Seele.

Weltwoche: Wie viel verdienen Sie?

Fetscherin: Zum Glück habe ich mich nie über materielle Dinge definiert. Ich verdiene genug, um mich und mein Pferd durchzufüttern.

Weltwoche: Wovor fürchten Sie sich?

Fetscherin: Davor, dass es meinen Liebsten nicht gutgehen könnte.

Weltwoche: Wer ist Ihr Vorbild?

Fetscherin: Jede Persönlichkeit, die es schafft, ein Leben in Zufriedenheit und Freundschaft zu leben.

Weltwoche: Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?

Fetscherin: Ist Seelenverwandtschaft eine Eigenschaft?

Weltwoche: Welcher Bundesrat ist überflüssig?

Fetscherin: Ich vertraue dem Schweizer Polit- und Rechtssystem. Daher keiner.

Weltwoche: Wessen Tagebuch würden Sie sofort lesen wollen?

Fetscherin: Das von Diego Armando Maradona. Stelle mir das spannend, wild und leider auch sehr tragisch vor.

Weltwoche: Welches ist Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Fetscherin: Sport zu treiben. Für Körper und Geist.

Weltwoche: Wie oft lügen Sie pro Tag?

Fetscherin: Jetzt gerade lüge ich. Wenn ich mit «nie» antworte.

Weltwoche: Glauben Sie an Gott?

Fetscherin: Ich bin nicht religiös im herkömmlichen Sinne. Aber ich spüre in vielen Dingen, Lebenssituationen und Menschen Göttliches.

Weltwoche: Wann hatten Sie das erste Mal Sex?

Fetscherin: Da war ich knapp achtzehn. Wie es sich gehört, mit meinem festen Freund.

Weltwoche: Wen oder was lesen Sie am liebsten?

Fetscherin: Inspirierende Bücher. Wenn ich merke, dass ich nichts daraus mitnehmen, heraussaugen kann, lege ich sie weg.

Weltwoche: Was würden Sie dem Papst sagen?

Fetscherin: Zuerst mal «buen día». Dann möchte ich seine Geschichte als Mensch hören. Und erfahren, wie man sich fühlt in der Position eines religiösen Oberhauptes. Was sind die Ängste, welches die Glücksmomente?

Weltwoche: Mit welchem bekannten Mann möchten Sie einen schönen Sommerabend verbringen?

Fetscherin: Mit dem Dalai Lama. Dann könnte ich danach die Weltansichten der beiden [Papst und Dalai Lama] vergleichen und das Stimmige für mich rausnehmen.

Weltwoche: Welche Kritik, die stimmt, möchten Sie nie über sich hören?

Fetscherin: Kritik, die stimmt, möchte ich auf jeden Fall gerne hören. Aber lieber persönlich als in der Öffentlichkeit.

Weltwoche: Was ist der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?

Fetscherin: Mich selbst zu sein. Ich gebe ihn mir selbst vor jeder Sendung.

Weltwoche: Was ist Ihr liebstes Vorurteil?

Fetscherin: Dass Schweizer Skirennfahrer/-innen die schnellsten der Welt sind.

Weltwoche: Würden Sie Ihrem Partner einen Seitensprung verzeihen?

Fetscherin: Wie definiert man Seitensprung? Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der sehr vieles verzeiht. Jeder Mensch hat für jedes Verhalten in jeder Situation seine Gründe.

Weltwoche: Warum sind Sie noch nicht Veganerin?

Fetscherin: Weil ich Bratwurst liebe. Aber im Ernst, ich esse sehr bewusst und nicht im Übermass tierische Produkte. Und wähle oft auch mal die pflanzenbasierte Variante.

Weltwoche: Sie dürfen ein neues Gesetz machen. Was gilt ab sofort?

Fetscherin: Ich empfinde es gerade als gutes Zeichen, dass all die wichtigen Dinge, die mir an dieser Stelle in den Sinn kommen, schon in einem Gesetz verankert sind.

Weltwoche: Haben Sie schon getötet?

Fetscherin: Mücken, Spinnen und Fliegen.

Weltwoche: Wer hat Sie am meisten geprägt?

Fetscherin: Meine Eltern. Mein Mami hat mir seinen starken Willen und eine gesunde Portion Ehrgeiz mitgegeben. Mein Papi die Gabe, in jeder Situation ruhig und überlegt zu bleiben. Und vieles, vieles mehr.

Weltwoche: Hätten Sie lieber eine andere Nationalität, und wenn ja, welche?

Fetscherin: Ich fühle mich wunderbar wohl als Schweizerin.

Weltwoche: Wen würden Sie sofort adoptieren wollen?

Fetscherin: Irgendwie niemanden.