Sich auf die Spuren eines Fremden zu begeben, ist im Allgemeinen eine aufregende Sache. In diesem Fall ist der Fremde ein Sänger, der kürzlich gestorben ist. Bruno Amstad ist am 25. Januar mit 59 Jahren einem Krebsleiden erlegen und gehörte in der grossen Schar der Musiker zu den eher weniger Berühmten.

Dabei hat er nie nur für den kleinen Kreis eingeweihter Kenner gesungen. Er war Stimmkünstler und sah seine Stimme vornehmlich als bewegliches, lebendes Instrument. Eigentlich war er ein Anverwandlungskünstler, der seine Kunst wie die eines Schauspielers begriff; seine vokale Bandbreite und sein gestalterisches Vermögen waren grenzenlos: Der Mann aus Stans konnte eine Samba so beiläufig wie nötig performen, er war ein Meister der Obertöne, dass es einem ganz jenseitig werden konnte; er riss sich den Blues mit rauer Intensität aus dem Leib und war zudem «ein Orpheus des elektronischen Zeitalters», wie es Peter Rüedi einmal in dieser Zeitung schrieb (Weltwoche 20/2007).

Live muss er mindestens mind-blowing gewesen sein: «Amstad knattert, knistert, rauscht, krächzt, flüstert, wimmert, wummert, brummt, röchelt, hechelt, stöhnt, schreit und flüstert», so Rüedi damals. Nur ein paar wenige CDs (die meisten aber im Studio aufgenommen) mit seinem atemberaubenden Gesang gibt es von und mit ihm, unter anderen mit Christy Doran’s New Bag, Asita Hamidi’s Bazaar und live mit Sandro Schneebelis «Scala Nobile», und schon nach kurzem Hinhören wird man daran erinnert, dass die Voraussetzung jeden Lauts die Stimme ist. Und so kann man nur dringlichst raten, sich auf die Suche nach den vielen Stimmen von Bruno Amstad zu begeben.