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Cenk Korkmaz bringt Abwechslung in den Schweizer Comedy-Betrieb. Der 34-jährige Winterthurer mit türkischen Wurzeln, der unter seinem Vornamen Cenk auftritt, ist einer, der viel nachdenkt, hinterfragt und sich über alles seine Gedanken macht. «Fantasie hilft mir, dem bitteren Ernst des Lebens zu entfliehen», beschreibt er sein Naturell.

Dieses kam ihm schon in seiner Primarschulzeit zugute, als er zunächst ein Aussenseiter war und dann als Klassenclown Akzeptanz fand. «Schlagartig änderte sich meine Lage, und ich erkannte, dass man gemocht wird, wenn man die Menschen zum Lachen bringt», sagt Korkmaz. Die Aufmerksamkeit und die positive Resonanz geben ihm das Gefühl, dazuzugehören – bis heute. Damals imitierte er Otto Waalkes und Sketche der «Wochenshow», die auf Sat 1 lief. Heute schreibt er seine Nummern zu 100 Prozent selbst.

Vor drei Jahren erstmals auf der Bühne

«Meinen ersten Auftritt hatte ich im Frühling 2018 im Casinotheater Winterthur», erzählt Korkmaz. Den Rahmen bildete das Bühnenformat «Rampensau», das jungen Künstlerinnen und Künstlern die Gelegenheit für einen zehnminütigen Auftritt bietet, um vor Publikum ihr Können zu zeigen. Ohne klares Ziel betrat er, der Wirtschaftsrecht studiert hatte, die Bühne und zog die Aufmerksamkeit von unter anderen Viktor Giacobbo und Corinna Nobel auf sich, die mit ihrer Agentur «Das Zelt» organisiert und ihm einen Auftritt bei Charles Nguelas «Charly’s Comedy Club» im Kiff in Aarau ermöglichte. Dort fiel Korkmaz wiederum dem Basler Comedian Joël von Mutzenbecher auf, der ihn für den Newcomer-Wettbewerb des Swiss Comedy Award empfahl, wo er gleich als einer von drei Newcomern für den Young Talent Award nominiert wurde.

2019 ergaben sich regelmässige Teilnahmen an Mixed Shows, ein Auftritt im KKL in Luzern, Auftritte bei SRF, an Late-Night-Shows und Engagements als Ghostwriter für etablierte Comedians sowie als Mitglied des SRF-Autorenteams um Domenico Blass. Im Folgejahr trat Korkmaz im «Newcomer Battle» des Comedy Club von «Das Zelt» an, wo er sich durchsetzen und einen Platz als fixer Bestandteil der Show 2021/22 ergattern konnte. Neben Fabian Unteregger, Michel Gammenthaler und Chrissi Sokoll zeigt er sein Programm an vierzehn Shows vor bis zu tausend Zuschauern. Zudem gewann Korkmaz 2020 an den Oltner Kabarett-Tagen den mit 10 000 Franken höchstdotierten Nachwuchspreis Europas.

In seinen Nummern greift Korkmaz Themen aus dem Alltag auf und durchleuchtet die Dinge aus unkonventionellen Blickwinkeln. Er bezeichnet sich denn auch mehr als einen Kabarettisten mit Tiefgang und weniger als einen Comedian, der im Fünfsekundentakt Schenkelklopfer an Schenkelklopfer reiht. «Meine Person muss nicht im Vordergrund stehen, wichtig sind die Inhalte und die Spielweise.» Aus demselben Grund ist er auch privat und als Künstler auf keinem Social-Media-Kanal aktiv.

Er plant gleich vier Soloprogramme

Trotz seiner bemerkenswerten Erfolge: Leben kann Korkmaz noch nicht von seiner komödiantischen Arbeit. «Ich bin bei einer Agentur als Werbetexter angestellt, was sich gut mit abendlichen Auftritten vereinbaren lässt. Schreiben ist meine Passion, davon leben zu können, ein Privileg», sagt er. Er hat aber auch schon das Drehbuch zu einem Film geschrieben, der am Berlin International Art Film Festival den Award in der Kategorie «Best Indie Feature Film» gewann. Und die Shutdown-Phase hat er genutzt, um ein Kinderbuch zu veröffentlichen.

Gegenwärtig ist er daran, sein erstes abendfüllendes Soloprogramm namens «Schleierhaft» zu entwickeln, das am 20. April 2022 im Casinotheater Winterthur Premiere hat. Darin geht es um die verrückteste Nacht seines Lebens: um die Hochzeit seiner Cousine. «Natürlich ist alles frei erfunden – vielleicht», sagt er.

Weil Korkmaz nur so vor Ideen sprüht, bereitet er parallel gleich vier Soloprogramme vor, wobei er sich jeweils auf eine der vier Grundfragen von Immanuel Kant abstützt. «Meine Auftritte sollen gegen aussen chaotisch und absurd wirken, tatsächlich sind sie aber dramaturgisch streng strukturiert», erklärt er seine experimentelle Herangehensweise. Dabei verwendet er auch den Goldenen Schnitt und die Fibonacci-Zahlen. Ein Kopfmensch eben – aber erfrischend anders und richtig gut.