Bei einigen Herstellern von Elektroautos und -sportwagen scheint das Leistungswettrüsten als effizientes Mittel erkannt worden zu sein, den anspruchsvollen Kunden den Umstieg von V8-, V10- oder V12-Motoren zu erleichtern. Tesla hat sein eher braves Model S zum «Plaid» verwandelt, das mit Leistungsdaten versehen wurde, die bisher höchstens aus Fantasy-Welten bekannt waren: 1020 PS, 1424 Nm Drehmoment, 2,1 Sekunden auf 100 km/h, 322 km/h Spitze. Porsche zog mit dem Taycan Turbo GT nach, welcher der Weltöffentlichkeit in violetter Lackierung – natürlich auf einer Rennstrecke – präsentiert wurde. Wählt man das optionale Weissach-Paket, leistet das Auto auf Knopfdruck während zweier Sekunden bis zu 1033 PS. Und der kalifornische Hersteller Lucid nennt bei seiner Limousine Air Sapphire 1251 PS eine Spurtzeit von 1,9 Sekunden und 330 km/h Spitze als Bestmarken der Raserei. Mit Weltrekordziffern, so die Überlegung, sollen die emotionalen Nachteile von Elektrosportwagen ausgeglichen werden.

Im Wortsinn auf die Spitze treibt es aber die kroatische Marke Rimac, die geschäftlich mit Porsche und Bugatti verflochten ist. Der 36-jährige Mate Rimac, der auch CEO von Bugatti ist, hat 2017 mit der Entwicklung seines Nevera begonnen. Nun ist er mit dem Nevera R bei Leistungsdaten angelangt, die jedes Autoquartett sprengen: Mit 2107 PS soll der Hyper-Sportwagen in 8,66 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 300 km/h beschleunigen können. Das sind Werte, bei denen einen die G-Kräfte durchaus mal kurz das Bewusstsein verlieren lassen können. Von null auf 100 km/h geht es in 1,81 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 412 km/h. Der Preis für all dies soll rund 2,5 Millionen Euro betragen, lediglich vierzig Exemplare des nach dem kroatischen Wort für «Sturm» benannten Hypercar werden gebaut.

Im Frühling 2024 hatte Mate Rimac auf dem «Future of the Car Summit» in London eingestanden, dass die Nachfrage nach elektrischen Hochleistungsfahrzeugen nachgelassen habe. Weil der Massenmarkt immer mehr elektrifiziert werde, so seine Schlussfolgerung, wollten sich vermögende Kunden mit einem analogen Fahrgefühl und Verbrennungsmotoren vom Mainstream unterscheiden. Rimac zieht den Vergleich zu einer digitalen Uhr: «Eine Apple Watch kann alles besser», sagt er. «Sie beherrscht neben der Zeit noch tausend weitere Dinge, ist viel präziser und kann Ihre Herzfrequenz in Echtzeit messen. Aber niemand würde 200 000 Dollar für eine Apple Watch bezahlen.»

Mit dem Rimac Nevera R bekommt der solvente Fahrer nun immerhin eine technische Wunderwaffe der Fortbewegung, die fast alles besser kann und auch so begehrenswert aussieht, dass eine gewisse Nachfrage vorstellbar ist.

 

Rimac Nevera R

Motor/Antrieb: Elektroantrieb mit vier E-Maschinen, Allradantrieb, Allrad-Drehmomentverteilung (R-AWTV); Leistung: 2106 PS / 1571 kW; Hochvoltspeicher: 108 kWh; max. Ladeleistung: 500 kW; Reichweite: 550 km (WLTP); Verbrauch (WLTP): 21,8 kWh / 100 km; Beschleunigung (0–100 km / h): 1,81 sec.; Höchstgeschwindigkeit: 412 km/h; Preis: ca. 2,5 Mio. Euro