Die Leistungsfähigkeit der Schweizer Spitäler ist zum brennenden Thema geworden. Aus Krankenhäusern kommen Alarmmeldungen über einen drohenden Kollaps wegen Corona. Die Branche zeigt sich leidend und scheint die Kapazitäten nicht erhöhen zu können. Was ist mit den Spitälern los? Wie werden diese geführt? Wir haben Werner Widmer, einen der profiliertesten Gesundheitsexperten, um seine Einschätzung gefragt. Im Interview erklärt er, welche Spielräume und Zwänge die Führung von Spitälern prägen.

Der 68-jährige Widmer hat langjährige Führungserfahrung; er war als Direktor des Bürgerspitals Solothurn, dann als Verwaltungsdirektor und Vorsitzender der Spitalleitung des Universitätsspitals Zürich, als Spitaldirektor a. i. des Spitals Zollikerberg und als Spitalverwalter a. i. des Kantonsspitals Bruderholz tätig. Heute ist er unter anderem Vorsitzender der Stiftung Diakoniewerk Neumünster sowie Lehrbeauftragter an den Universitäten St. Gallen (seit 2012) und Luzern (seit 2019).

Er hat an der Universität Basel Volks- und Betriebswirtschaft studiert und doktoriert. Vor der Ökonomie machte er ein Musikstudium am Konservatorium Bern mit Lehrdiplom für Musiktheorie. Wie er Führungs- und Gesundheitsfragen analysiert, zeigt sein Buch von 2020 «Die Kunst der Spitalführung». Da, wie auch hier im Interview, misst er dem Begriff «Kultur» grosse Bedeutung zu. Kultur im Sinn von Betriebskultur, Spitalkultur ist seiner Ansicht nach das wichtigste Mittel eines Spitals, sich zu profilieren, ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Die Kunst sei es, die Komplexität des Spitalbetriebs so zu durchdringen, dass man Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheide. Zur Veranschaulichung dieser Konzentration verwendet er im Buch Metaphern, die zeigen, wie bekannte Künstler vorgegangen sind. Drei sind im Folgenden abgedruckt.

Widmer hat zusammen mit dem Luzerner Ökonomen Konstantin Beck 2020 das Buch «Corona in der Schweiz», publiziert und kürzlich hat er vom Liberalen Institut den Röpke-Preis für Zivilgesellschaft erhalten.