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Egon Zehnder war immer darauf bedacht, eine Spur besser zu sein als alle anderen. Er war stolz, die kürzeste Dissertation für seinen Dr. iur. geschrieben zu haben, er war stolz, an die elitäre Harvard Business School überhaupt aufgenommen worden zu sein. Er war stolz, im Militär einen Rang erzielt zu haben, mit dem er im Ernstfall etwas Wesentliches zu sagen gehabt hätte. Er gehörte keiner Zunft an, sondern der Gesellschaft zur Constaffel, der ehemaligen Oberschicht. Er fuhr keinen Jaguar, sondern einen Daimler, der genau gleich aussah, aber eben eine Spur besser war.

Zehnder hatte einen eisernen Willen, erfolgreich zu sein. Sein Ziel erreichte er mit an Unbarmherzigkeit grenzender Durchsetzungskraft. Sein eigener Aufstieg und seine Beurteilung anderer basierten auf der amerikanischen Karrieresoziologie der «upward mobility» – von unten nach oben. Rückschläge wurden mit professioneller PR so formuliert, dass sie positiv interpretiert werden mussten. 38 Grad Fieber war: «S’isch nur eis Grad meh!» Ferien waren etwas für alte Pensionierte.

Zehnder wählte seine Mitarbeiter wie Napoleon seine Militärs. «A-t-il de la fortune?» – «Hat er Glück?» Nur hiess es bei ihm: «Has he success?» – «Hat er Erfolg?» Und: «Wurde auch eine akademische Ausbildung erfolgreich bestanden?» Am liebsten war ihm die einer renommierten internationalen Business School.

1969 trat ich der Firma Egon Zehnder & Partner als Consultant bei, damals noch an der Zürcher Bahnhofstrasse 1. Die Mitglieder des Management Committee waren an der Egon Zehnder International beteiligt. Schon damals gehörte die Firma kapitalmässig nicht mehr Zehnder; sein Anteil hatte zwar aktienrechtlich die Stimmenmehrheit, doch es galt damals schon «One share, one vote». Zehnder setzte sich mit Überzeugung durch.

Wir hatten sehr, sehr viel zu tun und verdienten genug Geld, um neue Märkte zu erschliessen. Zehnder baute nach und nach gutgehende Büros auf: Paris, Brüssel und London. Auch Zürich zog von der Bahnhofstrasse 1 inneue, grössere Büros an die Toblerstrasse 80. Neue Stätten wie Düsseldorf, Kopenhagen, Mailand prosperierten mit guten Partnern, später auch dank einer Zusammenarbeit mit einer Firma in New York, so dass 1974 das zehnjährige Bestehen mit einem dreitägigen Partner-Meeting mit 29 Partnern auf dem Bürgenstock gefeiert werden konnte.

Die Firma wuchs und wuchs. Eine Konzern-Managementstruktur wurde notwendig. Heute ist das Unternehmen ein globaler Branchenriese. Die Gruppe hat weltweit rund 2000 Mitarbeitende an 63 Standorten in 37 Ländern.

Egon Zehnder ist am vergangenen Donnerstag nach kurzer Krankheit im Kreis seiner Familie verstorben und hinterlässt fünf Kinder sowie sechzehn Enkelkinder. Anthony van Hoboken