Wohl kaum ein Champagner-Haus verfügt über ein schärfer gezeichnetes Kunstprofil als die Maison Ruinart. Und unter den vielseitigen Engagements der Marke sticht die sogenannte «Carte Blanche» besonders hervor: Alljährlich lädt Ruinart eine Künstlerin oder einen Künstler ein, um gemeinsam die Herkunftsregion des Champagners zu erkunden, in die Produktionsabläufe des moussierenden Getränks einzutauchen und die Erfahrungen künstlerisch zu verarbeiten.

Inhaberin dieser «Carte Blanche» ist derzeit Eva Jospin, Trägerin des prestigeträchtigen Prix de l’Académie des beaux-arts von 2015 (und Tochter des ehemaligen französischen Premierministers Lionel Jospin). Die Zusammenarbeit mit dem Champagner-Haus führt Eva Jospin an die wichtigsten Kunstmessen der Welt. Von Mailand nach Seoul oder nach Miami. Und eben auch – zum ersten Mal – nach Basel.

«Quelle der Inspiration»

Wir treffen die Künstlerin am Rand der bekannten Kunstmesse zu einem Mittagessen, das sich der junge Elsässer Küchenchef Thomas Schaefer vom Hotel «Les Trois Rois» hat einfallen lassen: Die Kartoffel zieht sich als Leitmotiv durch das gesamte Menü, das auf diese Weise nicht nur das Champagner-Repertoire von Ruinart – ebenfalls geboren aus der einen Grundzutat Weintraube – spiegelt, sondern auch kulinarische Anklänge an die Kunst von Eva Jospin unternimmt.

Für ihr umfangreiches Œuvre, mit dem die Künstlerin ihre «Carte Blanche» gefüllt hat, hat sie sich vor allem mit zwei kräftigen Symbolen der Champagne auseinandergesetzt: mit den geheimnisvollen Wäldern, zwischen denen die Weinberge ihre Frucht entwickeln, und der Kathedrale von Reims, in der die französischen Könige gekrönt wurden. «Der Wald», erklärt Eva Jospin, «nimmt auch in meinem übrigen Schaffen eine wichtige Rolle ein.» Mit Wäldern und Höhlen verbinde sie, die gebürtige und in Paris wohnhafte Städterin, eine Art Obsession. «Es war für mich eindrücklich zu sehen, wie sich die Weinbauern von Ruinart an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen versuchen.»

Ihre Skulpturen sind aus hellem Wellkarton geschichtet und geschnitten. So auch die teilweise riesigen Umsetzungen auf Grundlage der Kathedrale von Reims, die einen vielschichtig-dimensionalen Eindruck mit Tiefenschärfe erwecken. Eva Jospin nimmt einen Löffel der kartoffelbasierten île flottante, die Thomas Schaefer als Vorspeise kreiert hat, und sagt: «Mit ihren zahlreichen Ebenen, von den Kalkgesteingrotten und crayères im Untergrund über das Erdreich, in dem die Trauben gedeihen, bis zur lieblichen Landschaft, war die Champagne für mich eine unglaubliche Quelle der Inspiration.» Ihr bevorzugter Champagner aus dem Haus Ruinart sei der Dom Ruinart Blanc de Blancs 2010, ein Jahrgangs-Champagner, der vollständig aus Chardonnay hergestellt wird, und zwar zu 90 Prozent aus Trauben von der Côte des Blancs und zu 10 Prozent aus Trauben von der Montagne de Reims. Dieser Wein, zu dem im «Les Trois Rois» ein Kartoffel-Cappuccino mit Sommertrüffel gereicht wird, verbindet sich mit der Kunst von Eva Jospin zu einer stimmigen Entdeckungsreise.