Weltwoche: Herr Faber, soll man jetzt Gold kaufen?
Marc Faber: Ich würde noch ein paar Wochen abwarten.

Warum denn? Nach Einschätzung der Banker stehen wir am Anfang eines neuen Goldrausches. Und die unsichere Weltlage spricht doch auch dafür, sich nun mit beständigen Werten einzudecken.
Im Prinzip schon. Aber kürzlich hat sich Maria Bartiromo, die Starmoderatorin des US-Börsenfernsehens CNBC, in den höchsten Tönen über das Gold ausgelassen. Solche Äusserungen vor einem Millionenpublikum führen zu überhöhten Preisen, die sich dann wieder nach unten einpendeln werden.

Langfristig plädieren aber auch Sie für Goldinvestments. Weshalb?
Gold ist ein knappes Gut. Die jährliche Minenproduktion beträgt rund 2500 Tonnen, was einem Gegenwert von 25 Milliarden Dollar entspricht. Im Vergleich dazu beläuft sich das jährliche Angebot an neuen Obligationen auf 3000 Milliarden Dollar! Wenn nur ein Bruchteil des Geldes, das bislang in Wertpapiere geflossen ist, in das gelbe Metall investiert wird, explodiert der Kurs. Ich denke, dass der Preis pro Unze in den nächsten fünf bis zehn Jahren von heute 300 Dollar auf 3000 Dollar steigen wird.

Was stimmt Sie so zuversichtlich?
Gold ist die einzige Währung, deren Bestand nicht wesentlich erhöht werden kann. Im Gegensatz dazu kann an der Geldpresse eifrig gedreht werden. Die Zentralbanken haben es sich fast schon zur Gewohnheit gemacht, die Geldmenge dauernd zu erhöhen, sobald konjunkturelle Probleme drohen. Allein die US-Notenbank hat innert Jahresfrist die Geldmenge um fast zehn Prozent ausgeweitet.

Das ist doch im Interesse der Aktienbesitzer.
Der Überhang an Geld führt bei gleich bleibender Gütermenge zu Inflation und damit wieder zu höheren Zinsen, die – wie man im Jargon sagt – Gift für die Börse sind. Als Folge fallen die Aktienkurse. Darum rate ich jedem Anleger, einen Teil seines Vermögens in Realwerten wie Gold und Immobilien anzulegen.