Gudrun Burwitz (1929–2018) – Sie nannte ihn Pappi, er rief sie Püppi: Heinrich Himmler und seine Tochter Gudrun waren ein Herz und eine Seele. Der Volksmund nannte sie – vorsorglich hinter vorgehaltener Hand – die «Nazi-Prinzessin»; sie selber hielt ihrem Vater und seiner Ideologie auch über dessen Selbstmord hinaus unverbrüchlich die Treue. Bis zu ihrem Tod war sie von greisen Alt-Nazis umgeben, die sie genauso verehrten, wie sie einst ihren Vater angehimmelt hatte.

«Ich sehe gerne mein Spiegelbild in seinen blank polierten Stiefeln», notierte die kleine Gudrun in ihrem Tagebuch, das später den Alliierten in die Hände fiel. Ein schönes Bild: «Blonde Haare, mit blauen Augen und einer rosigen Nase», hatte ihre Mutter bei der Geburt der kleinen Vorzeige-Arierin stolz verkündet.

Höhepunkte in Gudruns Kindheit waren die seltenen gemeinsamen Ausflüge mit dem Vater. Einmal, da war sie zwölf, ging’s ins KZ Dachau. «Wunderbar», jubelte die Kleine über die Birnbäume und die von Häftlingen gemalten Bilder. «Danach haben wir sehr gut zu Mittag gegessen.»

Nach dem Krieg lehnte sie es ab, ihren Namen zu ändern: «Man beginnt ein neues Leben nicht mit einer Lüge. Ich bleibe Gudrun Himmler.» Und falls jemand Zweifel an der Verwandtschaft zum kaltblütigsten Massenmörder des Dritten Reiches haben sollte, stellte sie schon bei der Vorstellung klar: «Mein Vater war Reichsführer SS.» Erst Ende der sechziger Jahre wurde aus ihr Gudrun Burwitz, als sie einen bayerischen NPD-Funktionär dieses Namens heiratete.

Heinrich Himmlers Namen reinzuwaschen, sah sie als ihre Lebensaufgabe. Man habe ihm doch nur die «Müllabfuhr des Reiches» übertragen, klagte sie. Doch sie wirkte hinter den Kulissen, nicht in der Öffentlichkeit. Vor allem unterstützte sie die «Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte», einen 1951 gegründeten Verein, der sich um frühere Nazi-Grössen und Kriegsverbrecher kümmerte. Bis 1993 genoss er in Deutschland gemeinnützigen Status.