1 – Skye und Raasay: Wo einen die Musen küssen

Der Wind, der über Skye weht, wirkt wie ein Musenkuss. Die zweitgrösste Insel Schottlands ist auch die berühmteste – und eine Inspiration für Schriftsteller und Dichter. Zu ihren Besuchern gehörte Samuel Johnson (1709 – 1784), ein Gigant unter Grossbritanniens Literaten und Verfasser des ersten modernen englischen Wörterbuchs. Johnson nächtigte im «Raasay House», das heute eine 25-minütige Fährfahrt von Skye entfernt liegt. Hier, auf der Nachbarinsel Raasay, wurde zuvor bereits dem katholischen Prinzen Charles Stuart (Bonnie Prince Charlie) Zuflucht gewährt, nachdem sein Versuch, die britische Krone zurückzuerobern, durch das Gemetzel der Clans in der Schlacht von Culloden (1746) beendet worden war. Das Schlachtengeklirr von damals im Ohr, lässt man, ein Glas Whisky aus der fabelhaften, neu erbauten Raasay Distillery in der Hand, den Blick auf die Inneren Hebriden schweifen.

2 – Wedderburn Castle: Das prächtigste Schloss für Hochzeiten

Wenn die meisten Menschen an schottische Schlösser denken, kommen ihnen in der Regel düstere, aus Stein gebaute, befestigte Burgen in den Sinn – eher eine Verteidigungsanlage als ein Haus. Wedderburn Castle ist etwas ganz anderes. Im abgelegenen, fruchtbaren Grenzgebiet südöstlich von Edinburg gelegen, thront das Schloss in einem Idyll, das die Zeit vergessen hat. Die majestätische Hügellandschaft kann ungehindert von den Touristenhorden genossen werden, die nach Norden in die schottischen Highlands strömen. Der Eingang führt zu einer geschwungenen Doppeltreppe, von der aus man einen riesigen Ballsaal und einen Speisesaal erreichen kann. Das Schloss beherbergt einen originalen Piranesi-Kamin und Originaltapeten aus der legendären Kunsthandwerkstatt von William Morris. Kein Wunder, dass sich Wedderburn zu einem beliebten Ort für Hochzeiten entwickelt hat. Es gibt zwischen Himmel und Erde keinen schöneren Ort, um «Ja» zu sagen.

3 – The Barras: Markt für Schnäppchen- jäger, Tagediebe und andere Gaukler

Auf dem jahrhundertealten Flohmarkt im Osten von Glasgow findet sich alles, was das Trödlerherz begehrt: Waren aus zweiter Hand und – am aufregenderen Ende des Markts – manchmal auch aus Diebeshand. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Polizei am Samstagnachmittag eine Razzia durchführt. Der Markt ist nicht nur wegen der feilgebotenen Waren einen Besuch wert, sondern auch wegen der illustren Charaktere, die sich hier herumtreiben. So war etwa ein Mann anzutreffen, der Damenunterwäsche verhökerte mit einem Schild, auf dem zu lesen war: «Bekannt aus der letzten Episode von ‹Crimewatch UK› [britische Version von ‹Aktenzeichen XY . . . ungelöst›, d. Red.].»

4 – Insel Coll: Kraftort für Sterngucker

Die Insel Coll auf den Inneren Hebriden ist einer der besten Orte der Welt für Sterngucker. Auf die kurzen Wintertage folgen endlose, klare Nächte, die Ihnen den Atem rauben werden. Da es keine Strassenbeleuchtung gibt und die Insel geografisch isoliert liegt, ist Coll die erste offizielle «Dark Sky»-Insel in Schottland und eine von nur zwei im Vereinigten Königreich.

5 – Insel Barra: Am äussersten Rand Schottlands

Die Propellermaschine aus Glasgow kann nur bei Ebbe landen, denn der Sandstrand ist zugleich Landepiste. Barra ist eine der wenigen katholischen Ecken Schottlands, denn diesen Aussenposten auf den Äusseren Hebriden erreichte einst nicht einmal die Reformation. Auf diesem Eiland, quasi am Ende der (europäischen) Welt, leben noch 1200, meist ältere Menschen, deren Umgangssprache Gälisch ist. Zu einem Besuch gehört eine Wanderung auf den fast 400 Meter hohen Hügel Heaval mit unglaublicher Aussicht auf den endlosen Atlantik.

6 – Steinkreis von Brodgar: Das schottische Stonehenge

Brodgar ist prähistorische Land-Art zwischen dem Atlantik und der Nordsee. Die vor rund 4000 Jahren errichteten Menhire stehen zwischen zwei Seen auf der Hauptinsel der Orkaden im hohen Norden Schottlands. Im Gegensatz zu neolithischen Kultorten wie Stonehenge in Südengland sind sie archäologisch wenig erforscht und kaum besucht. Das stets wechselnde Licht lässt sie innert Minuten regenverhangen, diffus im Nebel oder in strahlendem Sonnenlicht erscheinen.

7 – Krönungsstein: Heiligtum der schottischen Könige

Der Stone of Scone ist eines der zentralen Symbole der schottischen Monarchie, die jahrhundertelang bei der Amtseinführung der Könige verwendet wurden. 1296 beschlagnahmte König Edward I. von England den 152 Kilogramm schweren Sandsteinblock und liess ihn in einen neuen Thron in Westminster einbauen. Von da an wurde er bei den Krönungszeremonien der Monarchen von England und später von Grossbritannien verwendet. Am Weihnachtstag 1950 schworen vier schottische Studenten Rache und entführten den Stein aus Westminster. Drei Monate später tauchte er 500 Meilen entfernt auf – auf dem Hochaltar der Abtei von Arbroath. Jüngst wurde der Stein wieder nach London gebracht – diesmal leihweise, zur Krönung von Charles III. Der Stone of Scone ist neben den Kronjuwelen im königlichen Palast in Edinburg zu bestaunen.

8 – Rosslyn Chapel: Die schaurig-schönste Kapelle der Welt

Die Kapelle sorgte im Film «The Da Vinci Code» (2006) nach dem Roman von Dan Brown weltweit für Gänsehaut. «Als ich beschloss, ‹The Da Vinci Code› zu schreiben, wusste ich, dass das Finale in der geheimnisvollsten und magischsten Kapelle der Welt stattfinden musste – in Rosslyn Chapel», so der Starautor. Unterhalb der etwas südlich von Edinburg gelegenen Kirche aus dem 15. Jahrhundert befindet sich eine Krypta. Der Zugang wurde versiegelt, was allerlei Spekulationen aufkeimen liess. Sie reichen von der Vermutung, die Krypta verberge die schottischen Kronjuwelen, bis zur Behauptung, der mumifizierte Kopf Jesu Christi sei dort aufbewahrt.

9 – «The Dram Tram»: Auf dem Schienenstrang in die Hauptstadt des Whiskys

Sie haben Ihre Nase bereits in die von Torf geschwängerte Luft auf Islay gehalten und in die knapp 400 Positionen umfassende Karte der «Bertie’s Whisky Bar» im Hotel «The Fife Arms» in Braemar gesteckt? Dann ist das «Dram Tram» genau das Richtige für Sie: Der umfunktionierte Eisenbahnwagen verkehrt auf der rund zehn Meilen langen, spektakulären «Whisky Line» zwischen Dufftown, der inoffiziellen Welt-Whisky-Kapitale, und dem historischen Örtchen Keith und kann für private Veranstaltungen gemietet werden. Dram, übrigens, ist ein aus dem Altgriechischen stammender Ausdruck, der zur Volumenangabe verwendet wird – wobei in Schottland, wo der Begriff synonym ist mit Whisky, die Menge eines Dram sehr stark variieren kann.

10 – Hogwarts-Express: Zauberfahrt in Harry Potters Reich

Wie jeder Harry-Potter-Crack weiss, muss man den Hogwarts-Express nehmen, um nach Hogwarts zu gelangen. Nur wenige aber wissen, dass der Hogwarts-Express ein echter Zug ist, mit dem man wirklich fahren kann. In echt heisst die Eisenbahn «The Jacobite» und verkehrt saisonal, von April bis Oktober. Unzählige Szenen aus J. K. Rowlings acht «Harry Potter»-Filmen wurden in Schottland gedreht, viele entlang der landschaftlich bezaubernden Zugstrecke zwischen Fort William und Mallaig. Der berühmteste Schauplatz ist natürlich das Glenfinnan-Viadukt – in der Filmszene wird der Zug von Harry und Ron verfolgt, die in einem verhexten Auto um die Viaduktbögen ein- und ausschwingen.