Experten befürchten bei einer starken Erhöhung der SBB-Preise einen Einbruch bei den Einnahmen. Am Ende der Übung werden die SBB ihre Preise um 5,85 Prozent erhöhen und den öffentlichen Verkehr für die Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen noch ein bisschen unerschwinglicher machen.

Gute Politik beobachtet, antizipiert, kombiniert und realisiert. 28-Tonnen-Lastwagen sind nichts anderes als schlecht beladene 40-Tönner. Die Helvetier Rudolf Strahm und Christoph Blocher wollten die Schweiz vor den 40-Tönnern retten. Die Mehrheit entschied anders. Neu sind deshalb 40-Tönner in der Schweiz zugelassen und bezahlen pro Kilometer gut einen Franken in die Kassen von Bund und Kantonen. Die Vorteile: Die Zahl der Lastwagen ging zurück. Die Spiesse zwischen Schiene und Strasse blieben gleich lang, weil die Produktivitätsgewinne abgeschöpft werden. Mit den Einnahmen aus der LSVA wird schwergewichtig die Neat finanziert.

Schweden und Finnland sind in Sachen Umwelt weiter als die Schweiz. In beiden Ländern bewegen 60-Tonnen-Laster die Güter über die Strassen. In andern EU-Ländern wie den Niederlanden laufen die ersten Tests mit diesen 25,25 Meter langen Monstern an. Den Freunden der Umwelt sträuben sich alle Nackenhaare.

Anders sehen dies die Fuhrhalter: Zwei 60-Tönner ersetzen drei 40-Tonnen-Lastwagen. Der Energieverbrauch pro Tonne sinkt um zwanzig Prozent. Dank gesteuerten Hinterachsen sind 60-Tönner genauso beweglich wie 40-Tönner. Die Belastung der Strassen sinkt, weil die 60-Tonnen-Monster pro Achse weniger Gewicht auf die Strasse bringen als die 40-Tönner. Auch die Länge ist kein Problem, sonst würden Genf und Zürich – zur Begeisterung der Chauffeure – wohl kaum 24,7 Meter lange, in der Schweiz produzierte Hess-Trolleybusse beschaffen, für den Stadtverkehr notabene.

Die Lösung des Nebenwiderspruches des zu teuren öffentlichen Verkehrs: Die Schweiz lässt auf ihren Strassen 60-Tönner zu, wenn diese über einen Hybridantrieb samt Partikelfilter verfügen. Damit sinkt der Energieverbrauch pro Tonne Nutzlast sogar um 35 Prozent. Die Schwerverkehrsabgabe beträgt für 60-Tönner pro Kilometer zwei Franken, damit die Schiene gleich lange Spiesse behält. Die so jährlich erzielten Mehreinnahmen von 300 Millionen Franken fliessen in die Kassen der SBB. Diese verzichten im Gegenzug auf Preiserhöhungen und schenken allen Schweizerinnen und Schweizern sowie den Touristen das Halbtaxabo zwecks Steigerung der Frequenzen und des Umsatzes.

Die Folgen: freie Fahrt für Autofahrer, dank billigeren Bahnen, dank weniger Verkehr und Umweltbelastung durch Lastwagen.

Doch obwohl die 60-Tönner so sicher kommen wie das Amen in der Kirche, wird die Schweiz diese Monster erst nach unendlich viel Gewürge zulassen. Die schnelle Mitnahme von auf der Strasse liegenden Gewinnen beherrscht die Politik – im Gegensatz zu den Pensionskassenverwaltern – leider nicht.

Der Autor ist Hotelier in Brig und ehemaliger Präsident der SP Schweiz.